WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat das Hochsicherheitsgefängnis bei London, in dem er seit fünf Jahren inhaftiert war, und Großbritannien verlassen. Er will sich teils schuldig bekennen, um einer Haftstrafe zu entgehen. Am Mittwoch soll er in einem US-Außengebiet in Erscheinung treten.

Am Dienstagabend war der Aufdeckerjournalist Holger Stark („Die Zeit“), der intensiv mit Assange zusammengearbeitet hat, in der ZiB 2 bei Armin Wolf zu Gast. Stark sprach im Vorfeld von drei Gewinnern: Julian Assange, US-Präsident Joe Biden, der nun ein Problem los sei und der australische Premierminister, der sich für Assange eingesetzt hatte. Ein großer Verlierer sei allerdings die Pressefreiheit: „Für die Pressefreiheit ist es sogar ein schwarzer Tag. Das liegt daran, dass Julian Assange sich in diesem Deal für schuldig bekennen muss.“ Er müsse anerkennen, dass er eine Verschwörung begangen und geheime Staatsdokumente der US-Regierung veröffentlicht habe. Das sei der Preis für seine Freiheit.

WikiLeaks habe den Journalismus verändert

Wolf erwiderte, dass Assange WikiLeaks zum mächtigsten Geheimdienst der Welt machen wollte – ein Geheimdienst des Volkes. Nach Journalismus klinge das nicht. „Julian Assange ist sicher von allem ein bisschen was“, so Stark. Er wäre Hacker, politischer Aktivist, aber auch Journalist und Publizist gewesen. Er habe Kriegsverbrechen und massives Fehlverhalten der US-amerikanischen Armee und Politik öffentlich gemacht. Seine Methoden hätten mit dem klassischen Journalismus gebrochen, dennoch hätte er der Öffentlichkeit relevante Informationen zur Verfügung gestellt.

Eine der Lehren aus der Affäre wäre, dass klassischer Journalismus unverzichtbar sei. Er sei in der Lage, Dinge zu analysieren und einzuordnen. Das „auf den Markt werfen“ von unbearbeiteten Dokumenten, wie es WikiLeaks gemacht hatte, bringe erstmal wenig an Inhalt mit sich. WikiLeaks habe dem Journalismus aber auch beigebracht, Informationen von Informanten verschlüsselt und auf eine sichere Art und Weise zu empfangen. „Dass dieses System heute jede seriöse, größere Redaktion in allen westlichen Ländern eingeführt hat, ist ein Verdienst von WikiLeaks.“