Es ist eine weite Reise von Moskau nach Nordkorea. So weit, dass Putin sie sogar für einen Zwischenstopp in der östlichen russischen Stadt Jakutsk nutzte. Heute Abend trifft er in Nordkorea ein, wo er morgen auf Kim Jong-un treffen wird.

Durch den russischen Krieg gegen die Ukraine sind die beiden Autokraten näher zusammengewachsen. Kim soll Russland mit Munition versorgen, die es dringend braucht. Laut US-amerikanischen Informationen hat Nordkorea seit Kriegsbeginn bereits Tausende Schiffscontainer voller Munition an Moskau geschickt. Im Gegenzug ist die russische Freundschaft für das isolierte Nordkorea eine willkommene Rückkehr auf die internationale Bühne. Außerdem gibt es in Südkorea Spekulationen darüber, dass sich Pjöngjang einen Austausch über russische nukleare Waffentechnologie erwartet. Bereits angekündigt wurde das Unterzeichnen von neuen Kooperationsverträgen. Inhaltliche Angaben wurden dabei nicht gemacht.

Protest des Westens

Ein Waffendeal wird offiziell von beiden Ländern bestritten. Denn gegen Nordkorea wurden wegen des nuklearen Waffenprogramms UN-Sanktionen verhängt, die Aus- und Einfuhr von Waffen untersagen. Die Staats- und Regierungschefs der G7 schenkten Putins und Kims Worten jedoch keinen Glauben, als sie vergangene Woche beim Gipfel in Italien die russisch-nordkoreanische Zusammenarbeit verurteilten. Die USA zeigten sich zudem am Montag „besorgt“ über die sich abzeichnende Vertiefung der Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland und deren möglichen Auswirkungen auf die Sicherheit der Ukraine und Südkoreas. „Wir wissen, dass nordkoreanische ballistische Raketen immer noch eingesetzt werden, um ukrainische Ziele zu treffen“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington.

Im Vorfeld seines Besuchs hat der russische Präsident Wladimir Putin Pjöngjang bereits für die Unterstützung der russischen Offensive in der Ukraine gedankt. „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass die Demokratische Volksrepublik Korea die militärische Spezialoperation in der Ukraine entschlossen unterstützt“, schrieb Putin heute in einem von Nordkoreas staatlichen Medien veröffentlichten Gastbeitrag. In dem Artikel lobte der Machthaber das stalinistisch regierte Nordkorea für die Verteidigung seiner Interessen „trotz des jahrzehntelangen wirtschaftlichen Drucks, der Provokation, Erpressung und militärischen Drohungen der USA“. Außerdem hob er hervor, dass Moskau und Pjöngjang in der UNO ihre „gemeinsame Linie und den gemeinsamen Standpunkt“ beibehielten.

Seltener Besuch

Es ist Putins zweiter Besuch in dem Land in seiner Zeit als Staatschef. Kurz nach seinem Amtsantritt als Präsident hatte der Kreml-Chef im Jahr 2000 Kim Jong-uns 2011 verstorbenen Vater Kim Jong-il getroffen. Die Reise werde „die bilaterale Zusammenarbeit auf eine höhere Ebene heben“ und zur „Entwicklung einer gegenseitigen und gleichberechtigten Zusammenarbeit“ zwischen Russland und Nordkorea beitragen, so Putin laut KCNA. Beide Länder seien dabei, „die vielseitige Partnerschaft aktiv weiterzuentwickeln“.

Putin hat seit Beginn der Offensive in der Ukraine seine Auslandsreisen drastisch reduziert. Russland sieht sich zahlreichen internationalen Sanktionen ausgesetzt und der Präsident ist in den meisten westlichen Ländern zur Persona non grata geworden, der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Im Anschluss an seinen Aufenthalt in Nordkorea wird Putin nach Kreml-Angaben zu einem zweitägigen Besuch nach Vietnam reisen.

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