Erneut sorgt ein homophober Kraftausdruck von Papst Franziskus für Irritationen in Rom. Am vergangenen Dienstag war der Papst mit Priestern aus dem Salesianer-Orden in Rom zusammen gekommen. Wie immer bei solchen Begegnungen beantwortet Franziskus Fragen der Anwesenden, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Anwesende tragen die Antworten des Papstes dann aber doch regelmäßig hinaus.
Nun soll erneut das Wort „Schwuchtelei“ gefallen sein, das bereits vor einigen Wochen für einen Skandal sorgte. Damals kritisierte Franziskus homosexuelle Umtriebe in Priesterseminaren und entschuldigte sich später für seine Wortwahl. Jetzt soll der Papst gesagt haben: „Es liegt ein Hauch von Schwuchtelei über dem Vatikan.“
Einfluss einer „Homosexuellen-Lobby“
Mit diesen Worten zitiert das gut informierte Internetportal „Silere non possum“ den Papst. Auch andere italienische Medien wie der Corriere della Sera berichteten am Mittwoch von dem Vorfall, allerdings in leicht anderer Form. Dem Corriere zufolge zitierte der Papst in der entsprechenden Antwort einen Monsignore aus dem Vatikan, der zu ihm gekommen sei und sich über den Einfluss Homosexueller im Vatikan besorgt gezeigt haben soll. Der Monsignore hat laut Papst dabei folgende Worte benutzt: „Hier im Vatikan gibt es zu viele Schwuchteleien“. Die Aussage sei also nur ein Zitat des Monsignore gewesen.
Fest steht, dass der homophobe Ausdruck dem Papst erneut über die Lippen gekommen ist, ob als Zitat oder eigene Wortwahl steht dahin. Diesmal allerdings scheint nicht der Umgang mit homosexuellen Priesteramtskandidaten das Thema gewesen zu sein. Franziskus vertrat dabei mehrfach die Ansicht, Homosexuelle sollten nicht zum Priesteramt zugelassen werden. Stattdessen ging es um eine homosexuelle Kultur und Einflusssphäre im Vatikan, die der Papst einst selbst als „Schwulen-Lobby“ bezeichnet hat.
„Wer bin ich dann, ihn zu verurteilen?
Im Jahr seines Amtsantritts 2013 hatten Reporter Franziskus auf dem Rückweg vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro nach dem Einfluss einer „Homosexuellen-Lobby“ im Vatikan gefragt. Dem Vernehmen nach war von solch einer Gruppe im Anschluss an den Vatileaks-Skandal die Rede. Noch im Pontifikat Benedikt XVI. hatte dessen Kammerdiener Paolo Gabriele geheime Dokumente an die Öffentlichkeit weitergegeben.
Eine von Benedikt XVI. in Auftrag gegebene Untersuchung soll dann auch die Machenschaften jener „Gay-Lobby“ zum Gegenstand gehabt haben. In seiner damaligen Antwort bestätigte Franziskus die Existenz der „Schwulen-Lobby“ im Vatikan und sagte: „Man muss zwischen dem Schwulsein und der Lobby unterscheiden, denn Lobbys sind allesamt nicht gut. Wenn aber jemand schwul ist und den Herrn sucht und guten Willen hat, wer bin ich dann, ihn zu verurteilen?“ Das Zitat wurde allgemein als wohlwollend gegenüber der LGBTQ-Gemeinschaft interpretiert.
„Begleiten Sie sie, helfen sie ihnen, schickt sie zu Psychologen“
Zweifel kamen auf, als Franziskus vor Wochen bei einem Treffen mit italienischen Bischöfen „Schwuchteleien“ in italienischen Priesterseminaren kritisierte. Tage später ruderte der Vatikan mit einer offiziellen Stellungnahme zurück. Der Papst habe nicht die Absicht gehabt, „zu beleidigen oder sich homophob auszudrücken und entschuldigt sich bei denjenigen, die sich durch die Verwendung eines Begriffs beleidigt fühlen, über den andere berichtet haben“.
Dem Internetportal „Silere non possum“ zufolge ging es auch am Dienstag vor den römischen Priestern um die Aufnahme Homosexueller zum Priesteramt. Franziskus habe sich ablehnend geäußert. „Heutzutage hat sich die homosexuelle Kultur sehr weiterentwickelt und es gibt gute Jungs, die den Herrn suchen, aber besser nicht, besser nicht“, wird Franziskus zitiert, der dann von den Sorgen des Monsignore berichtet und gesagt haben soll: „Ja, es gibt einen Hauch von Schwuchtelei. Das ist wahr, das gibt es im Vatikan.“ Menschen mit homosexuellen Neigungen sollten nicht verachtet, sondern begleitet werden. „Begleiten Sie sie, helfen sie ihnen, schickt sie zu Psychologen“, wird der Papst zitiert.
In der Lehre der katholischen Kirche werden homosexuelle Handlungen als „an sich nicht in Ordnung“ bezeichnet. Homosexuellen sei allerdings „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen“, heißt es im Katechismus. Im vergangenen Dezember hatte der Vatikan mit ausdrücklicher Zustimmung des Papstes erstmals Segnungen für Homosexuelle erlaubt.