Die First Lady der USA, Jill Biden, hat überraschend den gemeinsamen Frankreich-Besuch mit Präsident Joe Biden unterbrochen, um aus familiären Gründen zurück in die Heimat zu fliegen. Jill Biden hatte ihren Mann am Donnerstag bei den D-Day-Feierlichkeiten in der Normandie begleitet, war am Abend jedoch kurzerhand aus Paris abgereist. Am Freitagvormittag (Ortszeit) erschien sie dann etwa 6.500 Kilometer entfernt an einem Gericht in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware.
Dort muss sich der Präsidentensohn Hunter Biden derzeit in einem Prozess wegen Verstößen gegen das Waffenrecht verantworten. Am Samstag soll Jill Biden eigentlich am Staatsbesuch ihres Mannes in Paris teilnehmen.
Die „New York Times“ berichtete, die First Lady werde am Samstag zurück in der französischen Hauptstadt erwartet. Ob sie allerdings das volle Programm ihres Mannes in Paris mit viel protokollarischem Pomp mitmachen wird, war zunächst offen. Die französische Regierung zumindest hatte sie bisher für etliche Programmpunkte von der großen Begrüßungszeremonie am Triumphbogen bis zum festlichen Staatsbankett am Abend eingeplant. Das Weiße Haus äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zum weiteren Programm der First Lady.
Hunter Biden als politische Angriffsfläche
Der Prozess gegen Hunter Biden wird zunehmend zur politischen Belastung für seinen Vater im Wahlkampf. Joe Biden will bei der Präsidentenwahl im November für eine zweite Amtszeit antreten. Die juristischen und sonstigen Probleme seines 54 Jahre alten Sohnes bieten politische Angriffsfläche.
Jill Biden hatte bereits zu Wochenbeginn mehrere Tage im Gerichtssaal in Wilmington verbracht, unter anderem ihren Geburtstag am Montag. Dass eine First Lady als moralische Stütze über Tage hinweg in einem Gerichtssaal in Erscheinung tritt, ist ebenso ungewöhnlich wie die Anklage gegen den Präsidentensohn selbst. Jill Biden versucht seit jeher, als Mutter für ihren lange strauchelnden Sohn da zu sein. Dass sie nun eine wichtige Auslandsreise unterbricht und womöglich innerhalb weniger Tage zwei Mal zwischen den USA und Europa hin- und herjettet, hat eine neue Qualität.
In dem Verfahren in Wilmington wird Hunter Biden zur Last gelegt, er habe bei einem Waffenkauf im Oktober 2018 falsche Angaben gemacht und seine damalige Drogenabhängigkeit verschwiegen. Hunter ist ein Sohn Joe Bidens aus erster Ehe. Als junger Mann hat Joe Biden 1972 seine damalige Frau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi bei einem Autounfall verloren. Seine Söhne Beau und Hunter überlebten. Joe Bidens zweite Frau Jill übernahm die Mutterrolle für beide. 2015 starb Bidens Sohn Beau im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Hirntumors. Joe und Jill Biden haben noch eine gemeinsame Tochter: Ashley.
Hunter Biden macht seit langem negative Schlagzeilen: mit jahrelanger Alkoholabhängigkeit, Drogensucht oder windigen Geschäften. Neben dem Prozess wegen Verstößen gegen das Waffenrecht ist er in einem separaten Verfahren auch wegen Steuervergehen angeklagt.