Die ungarische Regierungspartei Fidesz ist immer für eine Überraschung gut. Neben der einen oder anderen politischen Geschmacklosigkeit sorgt nun auch ein Flugblatt der Partei für Aufsehen. Auf der Wahlinformation für die Kommunalwahlen in der westungarischen Stadt Szombathely ist der Wiener Getreidemarkt in Flammen abgebildet.

Abgeordneter zeigt Fidesz-Führung an

Das Bild soll die Kriegsgefahr illustrieren, die im Falle einer Wahlniederlage von Fidesz drohen würde. Der von der Opposition unterstützte Bürgermeister András Nemény wird von Fidesz als „Mann des Krieges“ dargestellt. Nemény wird auch beim Händeschütteln mit Ex-Premier Ferenc Gyurcsány gezeigt - einem langjährigen politischen Feind Orbans.

Auf den Flyer war die örtliche Gemeindezeitung „Savaria Fórum“ aufmerksam geworden. Nach ihren Recherchen handelt es sich um ein Stockfoto des Getreidemarktes aus dem Jahr 2013 von der Fotoplattform Pixabay. Dieses wurde so bearbeitet, dass es den Eindruck eines Kriegsgebietes erweckt - im Vordergrund wurde eine verzweifelte alte Frau dazumontiert. Allerdings ist dabei das Logo der Technischen Universität (TU) weiterhin gut sichtbar geblieben.

Im oberen Bereich des Flyers ist Bürgermeister Nemény zu sehen, wie er Ex-Premier Ferenc Gyurcsány - Orbáns langjährigem Lieblingsfeind - die Hand schüttelt. Der Text darunter lautet: „Gyurcsány ist ein Mann des Krieges. Nemény ist ein Mann von Gyurcsány. Wer für ihn stimmt, stimmt für den Krieg!“ Ein parteiloser Abgeordneter des Stadtparlaments von Szombathely erstattete aufgrund des Flyers Anzeige gegen die örtliche Fidesz-Führung, berichtete das Nachrichtenportal hvg.hu.

„Ein Mann des Krieges“

„Gyurcsány ist ein Mann des Krieges. Nemény ist ein Mann von Gyurcsány. Wer ihn wählt, wählt den Krieg“, steht auf dem Flyer. Inzwischen hat der Flyer auch eine juristische Komponente bekommen. Ein parteiloser Abgeordneter des Stadtparlaments von Szombathely hat die örtliche Fidesz-Führung angezeigt.

An diesem Wochenende finden in Ungarn neben den EU-Wahlen auch Kommunalwahlen statt. Orbans Partei inszeniert sich in beiden Fällen als „Vertreter des Volkes und Garant des Friedens". Auf welchen Krieg sich die Aktion und der Slogan beziehen, ließ die Partei allerdings offen. Auch wenn es nahe liegt, dass Fidesz auf den Krieg in der Ukraine anspielt, in dem Orban seit geraumer Zeit Distanz zu dem von Russland angegriffenen Nachbarland sucht.