Die Anmietung eines Schiffes für den Transport von Migranten, die ansonsten nach Italien gebracht würden, vom Mittelmeer zum albanischen Hafen von Shëngjin wird die Regierung in Rom circa 150.000 Euro pro Tag kosten. Die Regierung hat eine Obergrenze von 13,5 Millionen Euro für diesen Zweck festgelegt. Der Vertrag mit der Reederei, die das Schiff liefern soll, hat eine Laufzeit von drei Monaten, vom 15. September bis zum 15. Dezember, hieß es in Rom.

Das Schiff soll Migranten von Sizilien nach Albanien bringen - zunächst in ein Lager an der Küste. Endgültiges Ziel ist in ein Internierungslager, das 20 Kilometer landeinwärts liegt. Laut dem italienischen Innenministerium soll das Schiff ab dem 15. September drei bis vier Mal pro Monat jeweils 200 Migranten nach Albanien bringen. Die Fahrzeit eines Transports wird auf etwa 50 Stunden geschätzt. Wenn das Schiff in den geplanten drei Monaten weniger als 6.000 Seemeilen zurücklegt, sinken die Betriebskosten vereinbarungsgemäß um 15 Prozent.

Stefan Verra analysiert Giorgia Meloni :

Meloni besucht Albanien

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wird am Mittwoch in das Nicht-EU-Land Albanien reisen und ihren albanischen Amtskollegen Edi Rama treffen. Dabei will sich die Regierungschefin über die Fortschritte beim Bau der Aufnahmeeinrichtungen für Migranten informieren. Der Besuch fällt in die laufende Italienische Kulturwoche in Tirana und findet wenige Tage vor den Europawahlen statt, die in Italien am kommenden Samstag und Sonntag stattfinden.

Die Opposition in Italien spricht seit Tagen von einem „800-Millionen-Euro-Wahlbluff“. So viel dürfte Italien die Errichtung der beiden Lager für Migranten aus Italien in Albanien kosten. Auf diese Einwände hat Meloni wiederholt entgegnet: Der „Migrantentransfer“ habe strategische Bedeutung und setze Maßstäbe in Europa„, weil es “die Migrationspolitik in der EU grundlegend verändern kann„.

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni (re.) und Albaniens Premierminister Edi Rama nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung über Zentren zur Verwaltung von Migranten bei einem Treffen in Rom.
Italiens Premierministerin Giorgia Meloni (re.) und Albaniens Premierminister Edi Rama nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung über Zentren zur Verwaltung von Migranten bei einem Treffen in Rom. © AP / Roberto Monaldo

Nach dem von der Regierung Meloni vorgelegten Zeitplan hätten die Zentren bereits am 20. Mai eröffnet werden sollen, doch das musste auf den Spätherbst verschoben werden. Ziel des Projekts ist die Auslagerung der Asylanträge von Migranten aus sicheren Ländern.

Meloni, Vorsitzende der rechten Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens/FdI), war im Herbst 2022 mit dem Versprechen ins Amt gelangt, die Zahl der Asylanträge deutlich zu senken. Vergangenes Jahr wurden jedoch annähernd 158.000 neuankommende Migranten in Italien gezählt - über 50.000 mehr als 2022. Der Plan ist nun, Bootsflüchtlinge direkt in die zwei Aufnahmezentren nach Albanien zu bringen: in die Hafenstadt Shëngjin an der Adria sowie nach Gjadër einige Kilometer landeinwärts. In den von Italien betriebenen Zentren sollen Asylanträge geprüft und auch schnellere Abschiebungen ermöglicht werden. Die Parlamente beider Staaten haben das entsprechende Abkommen trotz einiger Kritik gebilligt.