Indien, immerhin die größte Demokratie der Welt, befindet sich aktuell mitten in einem mehrwöchigen Wahlverfahren, bei dem das nächste Parlament gewählt wird. Wenige Tage vor Wahlende hat der indische Premier Narendra Modi (BJP) erklärt, dass er glaube, von Gott auserwählt worden zu sein: „Ich bin überzeugt, dass `Paramatma  (Gott) mich zu einem bestimmten Zweck gesandt hat. Wenn dieser Zweck erreicht ist, ist meine Arbeit getan. Deshalb habe ich mich ganz Gott verschrieben“, sagte Modi dem Nachrichtensender NDTV am Sonntag.

Gott soll ihm bei einem großen Teil seiner Arbeit geleitet haben, dies aber ohne die Offenlegung eines größeren Plans getan haben, erklärte der Premier: „Er deckt seine Karten nicht auf, sondern zwingt mich einfach, Dinge zu tun. Und ich kann ihn nicht direkt anrufen und fragen, was als Nächstes kommt.“ Modi hofft auf eine dritte Amtszeit.

Göttliches Gefüge?

Es überrascht, dass Modi von sich selbst als einem göttlichen Instrument spricht. Der Premier hat in seiner zehnjährigen Amtszeit nur eine Handvoll Interview und Pressekonferenzen gehalten. Die indische Zeitung „The Telegraph“ schrieb in einem Artikel, dass Modis Verbindung von Religion und Politik in einem Land wie Indien – immerhin ist der Glaube dort ein großer Teil des Alltags – ein raffinierter Schachzug war.

Es ist aber nicht das erste Mal, dass Modi mit dem Begriff der Göttlichkeit spielt. Anfang Mai erklärte er in einem Interview: „Als meine Mutter noch lebte, glaubte ich, ich sei biologisch geboren. Nachdem sie gestorben war, dachte ich über all meine Erfahrungen nach und war überzeugt, dass Gott mich gesandt hatte.“ Weiters erklärte er, dass seine Energie nicht biologischer Natur sein könnte. In dem Interview zeigte er sich überzeugt, dass Gott ihn mit positiven Eigenschaften ausgestattet habe – er aber dennoch nichts weiter als ein Instrument für ihn sei.

Narendra Modi | Um Modi herrscht in Indien eine Art Personenkult.
Narendra Modi
| Um Modi herrscht in Indien eine Art Personenkult. © IMAGO / Hindustan Times

Von politischen Gegnern gab es Häme für Modis Aussagen. Der Vorsitzende der Kongresspartei, Rahul Gandhi, spottete: „Wenn ein normaler Mensch die Aussagen gemacht hätte, die Modi in letzter Zeit gemacht hat, würde er sofort zu einem Psychiater gebracht werden.“ Ein Sprecher von Modis Partei erklärte auf die Frage, ob Modi an einem „Gottkomplex“ leide, dass Modi eine wundervolle Energie besitze: „An einem Tag macht er ein paar Roadshows, ein paar Kundgebungen, reist in drei verschiedene Bundesstaaten, und wenn er abends nach Delhi zurückkehrt, gibt er den Medien ausführliche Interviews. Er ist mit grenzenloser Energie gesegnet.“

Rund um Narendra Modi hat sich in seiner hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) ein regelrechter Personenkult um seine Person etabliert. Viele der Wählerinnen und Wähler kennen neben Modi keine anderen BJP-Mitglieder.