Bei den Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen macht die militante Palästinenser-Organisation Hamas Israel für ein Voranschreiten verantwortlich. Israel habe einen von den Vermittlern vorgelegten Vorschlag, den die Hamas akzeptiert habe, abgelehnt, erklärte die islamistische Gruppe am Freitag. Daher „liegt der Ball nun vollständig“ bei Israel. Die Hamas teilte weiter mit, ihre Delegation habe den Verhandlungsort Kairo Richtung Katar verlassen.
Zuvor hatte der den ägyptischen Behörden nahestehende Sender Al-Qahera News am Donnerstag unter Berufung auf eine „hochrangige Quelle“ berichtet, dass die Delegationen der Hamas und Israels nach zweitägigen Gesprächen über eine Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung von israelischen Geiseln Kairo wieder verlassen hätten. Die Bemühungen der internationalen Vermittler sollten dessen ungeachtet weitergehen.
Offensive wird fortgesetzt
Ein israelischer Regierungsmitarbeiter erklärte, die bisher letzte Verhandlungsrunde in Kairo zum Thema Waffenruhe im Gazastreifen sei am Donnerstagabend beendet worden. Israel werde seine Operation in Rafah und anderen Teilen des Gazastreifens wie geplant fortsetzen, erklärte er. Sein Land habe den Vermittlern seine Vorbehalte gegenüber dem Vorschlag der Hamas zur Freilassung von Geiseln mitgeteilt.
Die Verhandlungen in Kairo laufen bereits einige Wochen. Sie werden indirekt über die Vermittler Ägypten, Katar und USA geführt. Ägypten forderte sowohl die Hamas als auch Israel auf, „Flexibilität“ zu zeigen. Der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry sagte nach Angaben seines Ministeriums in einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken, es sei wichtig, die Parteien zu ermahnen, „Flexibilität zu zeigen“. Es sei außerdem wichtig, dass sie „alle notwendigen Anstrengungen unternehmen“, um eine Vereinbarung über eine Waffenruhe zu erreichen und damit die „humanitäre Tragödie“ im Gazastreifen zu beenden.
Keine Feuerpause
Die Hamas hatte am Montag erklärt, einem Vorschlag Ägyptens und Katars für eine Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt zu haben. Dieser sehe eine dreistufige Feuerpause mit dem Ziel eines dauerhaften Waffenstillstands vor. Jede der drei Phasen würde 42 Tage dauern. Zudem enthalte die Vereinbarung Pläne für einen vollständigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, die Rückkehr der durch den anhaltenden Krieg vertriebenen Palästinenser sowie einen Austausch von Geiseln in der Gewalt der Hamas und palästinensischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen.
Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu teilte daraufhin mit, dieser Vorschlag sei „weit von den wesentlichen Forderungen Israels“ entfernt. Am Dienstag erklärte Netanyahu, er habe seine Delegation angewiesen, „weiterhin hartnäckig an den Bedingungen festzuhalten, die für die Freilassung der Geiseln“ notwendig und für die Sicherheit Israels „wesentlich“ seien.
Netanyahu: Werden „notfalls allein kämpfen“
Die US-Regierung hat an Israel appelliert, von einer großen Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen abzusehen und so auch eine Beschränkung amerikanischer Waffenlieferungen abzuwenden. „Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte, sein Land sei bereit, notfalls allein zu kämpfen. Kirby hatte zuvor betont: „Wenn Israel tatsächlich mit einer großen Bodenoperation voranschreitet, werden die USA bestimmte Waffen zur Unterstützung einer solchen Operation nicht liefern.“