Die traditionelle Militärparade, mit der Russland des Sieges über Nazi-Deutschland am 9. Mai 1945 gedenkt, fiel auch diesmal deutlich kleiner aus. Statt der Panzerkolonnen, die vor dem russischen Überfall auf die Ukraine immer über den Roten Platz rollten, gab es in Moskau auch heuer nur einen Jahrzehnte alten Museumspanzer zu sehen. Der T-34 war das Rückgrat der roten Armee im Zweiten Weltkrieg und kam unter anderem beim Sturm auf Berlin zum Einsatz.
Am wichtigsten Feiertag des Landes hat der russische Präsident Wladimir Putin aber dennoch die Kampfbereitschaft seines Landes beschworen und auch mit Atomstreitkräften gedroht. Diese seien „immer in Alarmbereitschaft“, sagte Putin. Russland werde „alles tun, um eine globale Konfrontation zu vermeiden, gleichzeitig werden wir niemandem erlauben, uns zu bedrohen.“
Putin erhob bei der Militärparade, an der laut russischen Nachrichtenagenturen 9000 Soldaten teilnahmen, einmal mehr Vorwürfe gegen den Westen. Dieser versuche, die Erinnerung an den sowjetischen Sieg zu verfälschen. Die Wahrheit störe „diejenigen, die ihre koloniale Politik auf Heuchelei und Lüge aufbauen“, sagte der russische Präsident. „Revanchismus, die Verhöhnung der Geschichte, das Bemühen, die heutigen Nachahmer der Nazis zu rechtfertigen - das ist Teil der allgemeinen Politik westlicher Eliten, immer neue regionale Konflikte zu entzünden, ethnische oder religiöse Konflikte.“
Den Vorwurf, den Nazis nachzufolgen, erhebt Putin gewöhnlich gegen die Ukraine, die er seit zwei Jahren mit Krieg überzieht. Auch die Länder, die die Ukraine unterstützen, rückt er in diese Nähe. Putin beklagte, dass in vielen Ländern sowjetische Ehrenmale abgerissen würden.
Viele Paraden abgesagt
Auf die Ansprache des Präsidenten folgte der Vormarsch der Soldaten. An Technik gezeigt wurden unter anderem mobile Abschussrampen der strategischen Atomraketen RS-24 Jars. Anders als im Vorjahr gab es trotz kalten Wetters mit Schnee auch einen Überflug russischer Kampfjets. Wie schon in den Vorjahren blieben westliche Staats- und Regierungschefs der Waffenschau fern. Nur die Oberhäupter der Ex-Sowjetrepubliken Belarus, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Turkmenistan sowie von Kuba, Laos und Guinea-Bissau verfolgten auf der Besuchertribüne das Defille.
In vielen russischen Regionen sind die sogenannten Siegesparaden aus Sicherheitsgründen abgesagt worden. Keine großen Feierlichkeiten geben wird es etwa in den Gebieten Brjansk und Kursk, die an die Ukraine grenzen und immer wieder unter Beschuss stehen. Auch der Traditionsmarsch „Unsterbliches Regiment“, bei dem Menschen nach der Parade große Fotos von Weltkriegsveteranen durch die Straßen tragen, ist russlandweit abgesagt.