Die italienische Regierung will die seit Jahren geltenden Zugangsbeschränkungen zum Medizinstudium aufheben und somit dem zunehmenden Problem des Ärztemangels entgegenwirken. Der Bildungsausschuss des italienischen Senats hat am Mittwoch einen Gesetzentwurf angenommen, der die Aufhebung der Zulassungsbeschränkungen bei Medizinstudiengängen vorsieht.
Der Vorsitzende des Ausschusses, der Abgeordnete Roberto Marti, sagte, der Vorschlag sei fast einstimmig angenommen worden. „Wir werden unseren jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich frei für die Fakultäten für Medizin, Zahnmedizin und Tiermedizin einzuschreiben“, so Marti.
Filippo Anelli, der Präsident der Ärztegewerkschaft Fnomceo, kritisierte den Schritt. „Wir sind eindeutig dagegen. Das ist absolut keine vernünftige Regelung. Die Aufhebung der Zulassungsbeschränkung für das Medizinstudium bedeutet, dass wir in zehn Jahren, also in der Zeit, die es dauert, einen Arzt auszubilden, eine Fülle von Absolventen haben werden, die keine Chance auf einen Arbeitsplatz als Arzt haben. Wir werden nur noch Arbeitslose produzieren“, kritisierte Anelli.
Großer Konkurrenzkampf
Die Medizin-Studiengänge sind an Italiens Universitäten hart umkämpft. Die Maturanote macht nur 20 Prozent der Bewerbung aus, die restlichen 80 Prozent werden über einen Auswahltest bestimmt. Für das akademische Jahr 2023-2024 wurden 19.544 Studienplätze vergeben, 23 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2022-2023.
Gegen den Ärztemangel will die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni die Anstellung von Medizinern aus dem Ausland erleichtern. Das Kabinett will die Kriterien lockern, nach denen ausländische Mediziner im öffentlichen Gesundheitssystem angestellt werden können. Ein im Zuge der Pandemie 2020 verabschiedetes Dekret, mit dem die Einstellung von Medizinern aus Nicht-EU-Ländern erleichtert wurde, soll auch über die Frist des Jahres 2025 verlängert werden.
Seit 2005 sind zehn Prozent der Ärzte, die in den Ruhestand getreten sind, nicht ersetzt worden. Die Zahl der jungen Fachärzte, die im selben Zeitraum in das Gesundheitswesen eingestiegen ist, genügte nicht, um alle pensionierten Mediziner zu ersetzen.