In gewöhnlichen Jahren stehen die Menschen an den Ostertagen stundenlang in der Schlange. Tausende Besucher aus aller Welt versuchen, in die Grabeskirche Jesu in der Altstadt von Jerusalem zu gelangen, um der Zeremonie des „Heiligen Feuers“ beizuwohnen. Für viele christliche Pilger ist es ein Lebenstraum, an diesen Tagen Jesus Weg nachzugehen. Doch während der Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza andauert, sind die christlichen Stätten verwaist.
Die Feste spielen im Heiligen Land, der Wiege der drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam, eine große Rolle. In diesem Jahr liegen Ostern, das jüdische Pessachfest und der muslimische Fastenmonat Ramadan nah beieinander oder finden zur selben Zeit statt. Doch Feiertagsstimmung kommt kaum auf. Das Trauma des fast sechs Monate andauernden Krieges ist nach wie vor im ganzen Land zu spüren.
Zu Ostern ist die Grabeskirche eine der meistbesuchten Kirchen der Welt. Wo sonst zahllose Sprachen durch die Lüfte wabern, ist heute kaum eine andere zu vernehmen. Von den Souvenirläden neben der Kirche öffnen einige gar nicht erst, Ikonenbilder, handgeschnitzte Krippen und Rosenkränze sind verstaubt. Denn internationale Touristen gibt es seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober so gut wie keine. Nachdem bereits Weihnachten in Israel praktisch ohne ausländische Besucher stattfand und die Feierlichkeiten abgesagt wurden, wird es auch ein trauriges Osterfest.
Einbußen für Tourismusindustrie kaum zu verkraften
Für viele in der Tourismusbranche ist nach den Jahren der Corona-Pandemie der erneute Einbruch kaum noch zu verkraften: Hunderte Restaurants und Geschäfte, vor allem in Jerusalem und Bethlehem, haben zugemacht. In vielen Hotels sind israelische Binnenflüchtlinge untergebracht, die wegen der Raketen der Hamas und den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon ihre Häuser verließen.
Bis 2019 boomte die Tourismusindustrie für Pilger im Heiligen Land mit bis zu viereinhalb Millionen ausländischen Gästen jährlich. Der christliche Tourismusmarkt galt als der stabilste. Selbst in den schwierigsten Zeiten, wenn andere es nicht wagten, Israel zu besuchen, hielt die gläubigen Christen nicht viel davon ab, im Land Jesu zu beten.
Während die Patriarchen und Oberhäupter der Kirchen in Jerusalem in der Karwoche zwar die „hoffnungsvolle Osterbotschaft vom Triumph Christi über Sünde und Tod“ verkündeten, so machten sie gleichsam auf das „große Leid hier im Heiligen Land“ aufmerksam. „Wir beziehen uns direkt auf unsere Situation und verurteilen alle gewalttätigen Aktionen im gegenwärtigen verheerenden Krieg, insbesondere solche, die sich gegen Zivilisten richten.“