In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind am Montagvormittag mehrere Explosionen zu hören gewesen. Kurz zuvor war Luftalarm ausgelöst worden. „Explosionen in der Hauptstadt. Begeben Sie sich umgehend in Schutzräume“, schrieb der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, auf Telegram. Russische Kampfdrohnen hatten zuvor die Stromversorgung in den Gebieten Odessa und Mykolajiw in der Südukraine beschädigt. In Odessa fiel deswegen teilweise der Strom aus.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, dass zwei ballistische Raketen über Kiew abgeschossen worden seien. Laut der US-Botschafterin der Ukraine, Bridget Brink, erfolgten die Angriffe mit Hyperschallraketen. Trümmerteile einer Rakete hätten ein Wohnhaus in Kiew beschädigt, so die Stadtverwaltung.
Der öffentliche Nahverkehr mit Straßenbahnen und Oberleitungsbussen in Odessa musste nach Angaben der Stadtverwaltung eingestellt werden. Niemand sei verletzt worden. Auch im Gebiet Mykolajiw sei ein Umspannwerk beschädigt worden und in Brand geraten, teilte der Energieversorger Ukrenerho mit. Nach Militärangaben stürzten dort auch Trümmer einer Drohne auf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es sei in Brand geraten. Elf Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Die ukrainische Armee teilte in der Früh mit, dass in der Nacht acht von neun russischen Drohnen, die von der Halbinsel Krim aus gestartet waren, abgeschossen wurden. Wie die Nachrichtenagentur Ukrinform weiter meldete, gab es sechs Luftangriffe auf die Region Saporischschja sowie Artilleriebeschuss auf vier Orte in der östlichen Grenzregion Sumy.
Angriffe gegen die Energieversorgung
Die russische Armee richtet ihre Luftangriffe seit einigen Tagen wieder verstärkt gegen die Energieversorgung der Ukraine. Vor allem in der ostukrainischen Großstadt Charkiw löste dies große Probleme aus. Die Reparaturen am Netz dort bräuchten noch etwa eine Woche, sagte Ukrenerho-Chef Wolodymyr Kudryzkyj im ukrainischen Fernsehen.
In Russland gab es in der Nacht auf Montag einen Brand im Strom- und Wärmekraftwerk von Nowotscherkassk, der größten Anlage dieser Art im Gebiet Rostow. Hier deuteten inoffizielle Angaben auf einen ukrainischen Drohnenangriff hin. Offiziell teilte die Regionalverwaltung mit, die Brandursache werde ermittelt. Das Feuer sei gelöscht worden. Zwei Blöcke des Kraftwerks und zwei Überlandleitungen seien abgeschaltet worden. Der Gouverneur der Region, Wasili Golubew, sprach von elf ukrainischen Drohnen, die abgeschossen worden seien.
Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Sie hat in den vergangenen Monaten die Reichweite ihrer Drohnen erhöht und greift damit vor allem Ziele in der russischen Ölindustrie an.