Kommende Woche dürfte es einen Neuzugang aus dem digitalen Sektor auf der Wall Street geben – die Social-Media-App Truth Social von Donald Trump (77). Das berichten unter anderem das „Wall Street Journal“ und die Nachrichtenagentur „AP“. Die letzte Hürde vor dem Börsengang sei eine Abstimmung der Aktionäre. Sie müssten am Freitag einer Fusion der Muttergesellschaft von Truth Social (Trump Media & Technology Group) mit Digital World, einem sogenannten SPAC (Special Purpose Acquisition Company, zu Deutsch: Unternehmen, das zu einem besonderen Zweck gegründet wurde), zustimmen. Wohl eine reine Formalität angesichts der Tatsache, dass der Großteil der Aktionäre politisch hinter Trump steht.

Denn, der Börsengang von Truth Social hat auch politisch weitreichende Folge: Trump würde an die 79 Millionen Aktien à 39 Euro im Gesamtwert von mehr als drei Milliarden Euro erhalten. Momentan wird die Social-Media-App mit rund 5,5 Milliarden Euro bewertet, Trump würde in etwa 60 Prozent der dann börsennotierten Gesellschaft halten. Damit würden sich die Kräfteverhältnisse im US-Präsidentschaftswahlkampf schlagartig ändern.

Bislang konnte das Wahlkampfteam des amtierenden US-Präsidenten, Joe Biden, deutlich mehr Einnahmen für das Duell lukrieren. Außerdem käme dem 77-Jährigen der Geldregen auch deshalb gelegen, da er erst im Februar von einem New Yorker Gericht zu einer Geldstrafe von mittlerweile 450 Millionen US-Dollar, als rund 415 Millionen Euro, verurteilt wurde.

„Lock-up“-Klausel verhindert Aktienverkauf

Laut „AP“ müsse man den Wall-Street-Einstieg aber noch mit Vorsicht genießen. Die langfristigen Aussichten für das Unternehmen seien noch nicht genau abzuschätzen. Trumps Unternehmen hat erklärt, dass es wahrscheinlich noch einige Zeit Geld verlieren wird, und mindestens ein Experte ist der Meinung, dass es wahrscheinlich viel weniger wert ist, als der Aktienmarkt suggeriert.

Donald Trump dürfte seine Social-Truth-Aktien außerdem nicht sofort in Bares umwandeln. Grund dafür ist die sogenannte „Lock-up“-Klausel, die es Unternehmensinsidern untersagt, neu ausgegebene Aktien sechs Monate lang zu verkaufen.

Trump Media gibt die Nutzerzahlen von Truth Social übrigens nicht bekannt. Das Marktforschungsunternehmen Similarweb schätzt jedoch, dass es im Februar etwa fünf Millionen aktive Mobil- und Webnutzer hatte. Das ist weit weniger als die mehr als zwei Milliarden von TikTok und die drei Milliarden von Facebook. Auch „X“ – sozusagen der direkte Konkurrent im Mikroblogging-Segment – hat mit mehr als 550 Millionen Usern eine deutlich höhere Reichweite.