Die Lieferung humanitärer Hilfe für den Gazastreifen aus Zypern verzögert sich weiter. Am Montagnachmittag war unklar, wann das Schiff „Open Arms“ aus dem Hafen in Larnaka ausläuft. Wie der zypriotische Außenminister Konstantinos Kombos im Rundfunk weiter sagte, hängt die Verzögerung unter anderem mit Fragen der Entladung und der Verteilung der Hilfsgüter zusammen.
„In einigen dieser Themen gab es Probleme“, sagte er. Eine zweite Ladung mit humanitärer Hilfe stehe im Hafen von Larnaka bereit und könnte in den nächsten Tagen nach Gaza geliefert werden.
Der Professor für politische Wissenschaft und Chef des Zentrums für Zypern Themen (KYKEM), Christos Iakovou, sagte im zypriotischen Fernsehen, dass das immer wieder aufgeschobene Auslaufen des Schiffes daran liege, dass Israel sichern wolle, dass die Hilfsgüter nicht von der militanten Palästinenser-Organisation Hamas oder anderen extremistischen Organisationen angenommen und verteilt werden.
Nach Angaben der zypriotischen Regierung in Nikosia hat das Schiff „Open Arms“, das eine Cargo-Plattform schleppen soll, rund 200 Tonnen Trinkwasser, Medikamente und Lebensmittel an Bord. Den Start des Hilfskorridors auf dem Seeweg vergangenes Wochenende hatten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zypriotische Präsidenten Nikos Christodoulidis am Freitag angekündigt.
Unklare Ankunft
Larnaka liegt rund 400 Kilometer von Gaza entfernt. Experten schätzen, dass die Fahrt dorthin 48 bis 60 Stunden dauern könnte. Wo und wie das Schiff nach Ankunft in den Gewässern vor der Küste des Gazastreifens seine Fracht löschen soll, ist unklar. Das Anliefern der Güter gilt als große Herausforderung, weil es nur einen kleinen Fischerhafen gibt, der nicht tief genug für Frachtschiffe ist. Das US-Militär will deshalb gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen einrichten, dessen Bau nach US-Angaben aber zwei Monate dauern wird.
Die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen spitzt sich Hilfsorganisationen zufolge seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt demnach am Nötigsten. Auslöser des Gaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel geht davon aus, dass im Gazastreifen noch 132 Geiseln festgehalten werden. Regierungsangaben zufolge sind vermutlich 31 Menschen nicht mehr am Leben.
Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 31.100 Menschen getötet.
Hilfe für Gaza
Die deutsche Regierung pochte unterdessen auch auf mehr Hilfe auf dem Landweg. „Unsere Priorität ist, dass wir die humanitäre Hilfe über den Landweg erhöhen, weil das der einfachste Weg ist, humanitäre Hilfe nach Gaza zu bekommen“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Sebastian Fischer, am Montag in Berlin. „Es müssen mehr Lkw nach Gaza kommen mit humanitärer Hilfe. Es müssen mehr Grenzübergänge geöffnet werden“, fügte er Richtung israelische Regierung hinzu.
Bei der „Open Arms“ sind laut dem Sprecher des deutschen Außenministeriums unter anderem auch eine Entladung auf dem Meer oder die Anlandung in dem israelischen Hafen Ashkelon nördlich des Gazastreifens im Gespräch. Die USA hatten mitgeteilt, dass der angekündigte Bau eines provisorischen Hafens zwei Monate dauern könnte. „Wir sind jetzt in engen und ständigen Kontakt mit unseren Partnern in Zypern, den Arabischen Emiraten, der USA und der EU-Kommission“, sagte der Sprecher.