US-Präsident Joe Biden dringt darauf, die Steuern für große Unternehmen und Superreiche in den Vereinigten Staaten zu erhöhen. Der Budgetentwurf seiner Regierung für das kommende Fiskaljahr, der nach Angaben des Weißen Hauses am Montag veröffentlicht wird, sieht unter anderem eine Mindeststeuer von 25 Prozent für Menschen mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen US-Dollar (91,47 Mio. Euro) vor sowie Steuersenkungen für untere und mittlere Einkommensklassen.
Das US-Staatsdefizit soll über zehn Jahre hinweg um rund drei Billionen US-Dollar reduziert werden. Biden hatte seine Etatpläne bereits bei seiner Rede zur Lage der Nation am Donnerstag (Ortszeit) angekündigt. Es gilt allerdings als ausgeschlossen, dass der Entwurf des Demokraten in dieser Form in absehbarer Zeit umgesetzt werden wird.
Die Veröffentlichung des Budgetentwurfs ist nur ein Anfang, denn die Macht, den Etat zu beschließen, liegt beim US-Kongress. Dort haben Bidens Demokraten zwar eine knappe Mehrheit im Senat, im Repräsentantenhaus stellen die Republikaner aber eine dünne Mehrheit. Bereits für das aktuelle Budgetjahr bis Ende September wurden Bidens Pläne nicht annähernd umgesetzt - so scheiterte eine geforderte Mindeststeuer von 25 Prozent für Superreiche schon einmal.
Politisches Gezerre in den Staaten
Zuletzt hatte es im Kongress immer nur Kurzzeitlösungen gegeben. Eine vollständige Einigung für dieses Budgetjahr gibt es bis heute nicht. Nachdem man sich vergangene Woche auf die Finanzierung eines Teils der Regierungsgeschäfte bis zum neuen Fiskaljahr hatte einigen können, läuft am 22. März die Frist für ein weiteres Gesetzespaket ab. Damit muss die noch ausstehende Finanzierung verschiedener Bundesbehörden für dieses Budgetjahr geklärt werden. Kommt es zu keiner Einigung, droht ein sogenannter Shutdown, also ein Stillstand der betroffenen Regierungsgeschäfte. Dieses politische Gezerre um den Etat ist in den USA allerdings nicht ungewöhnlich.
Es kommt regelmäßig vor, dass sich der Kongress zunächst mit der Verabschiedung eines Übergangsbudgets behilft und dann ein paar Monate später erneut über die Finanzierung der Regierungsgeschäfte streitet. Oft werden erst im allerletzten Moment Einigungen erzielt. Dass dies auch für das kommende Fiskaljahr der Fall sein wird, ist anzunehmen. So verabschiedete der republikanisch geführte Haushaltsausschuss im Repräsentantenhaus kurz vor Bidens Rede zur Lage der Nation bereits einen Gegenentwurf für das kommende Jahr.
Um seine Pläne umsetzen zu können, müsste Biden erst einmal die Präsidentenwahl gewinnen. Auch die Mehrheitsverhältnisse im Kongress müssten sich zugunsten seiner demokratischen Partei verschieben. Im November wird in den USA nicht nur darüber abgestimmt, wer ins Weiße Haus einzieht. Es geht auch um alle Sitze im Repräsentantenhaus sowie ein Drittel der Sitze im Senat.
Nachdem Ex-Präsident Donald Trump bei den Vorwahlen der Republikaner alle ernst zu nehmenden Konkurrenten ausgestochen hat, steht einer Neuauflage des Duells von 2020 nichts mehr im Weg: Biden gegen Trump. Umfragen deuten darauf hin, dass es sich um ein Kopf-an-Kopf-Rennen handeln dürfte.