Die britische Regierung will die Ukraine mit insgesamt 10.000 Drohnen unterstützen, teilte der britische Verteidigungsminister Grant Shapps am Donnerstagabend mit. Frankreich wiederum plant laut Ankündigung die Produktion von Militärausrüstung durch Rüstungsunternehmen auf ukrainischem Boden.
London werde seine bereits bestehende Zusage von Drohnen im Wert von 200 Millionen Pfund (234,07 Mio. Euro) auf 325 Millionen Pfund (380,36 Mio. Euro) erhöhen, schrieb Shapps auf X. „Drohnen ändern den Kriegsverlauf“, schrieb Shapps.
Einer Mitteilung seines Ministeriums zufolge soll es sich hauptsächlich um sogenannte FPV-Drohnen (First Person View) handeln. Sie können aus einer Cockpit-Perspektive gesteuert werden. Diese seien erfolgreich zum Einsatz gekommen, um die russische Luftabwehr zu umgehen und ihre Ziele zu treffen, hieß es in der britischen Mitteilung weiter. Hinzu kommen demnach 1.000 Kamikaze-Drohnen sowie Aufklärungs- und Seedrohnen.
Shapps zufolge haben die ukrainischen Streitkräfte mithilfe britischer Waffen beinahe 30 Prozent der russischen Schwarzmeerflotte zerstört. Drohnen hätten sich dabei als höchst effektiv herausgestellt, so die Mitteilung. Gemeinsam mit Lettland wolle Großbritannien eine internationale Koalition zum Aufbau der ukrainischen Drohnenkapazitäten anführen.
„Drei französische Unternehmen werden mit ukrainischen Firmen zusammenarbeiten, vor allem im Bereich Drohnen und Landausrüstung, um Ersatzteile auf ukrainischem Boden zu produzieren“, sagte Verteidigungsminister Sebastien Lecornu. Im Sommer sollten die ersten Produktionsstätten den Betrieb aufnehmen. Er deutet an, dass zu den Firmen der Panzerhersteller KNDS zählt, zu dem der französische Rüstungskonzern Nexter und die deutsche Krauss-Maffei-Wegmann gehören.
Forderung nach Ende der Debatte
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius forderte unterdessen ein Ende der Debatte über einen möglichen Einsatz von Bodentruppen westlicher Länder in der Ukraine. „Niemand will wirklich Stiefel auf dem Boden in der Ukraine haben, es gibt jetzt eine Diskussion darüber, also sollten wir es an diesem Punkt stoppen“, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei einem Besuch in Helsinki. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte diese Idee vergangene Woche aufgebracht.
Ähnlich kritisch äußerte sich der finnische Verteidigungsminister Antti Häkkänen: „Niemand unterstützt jetzt die ‚Boots on the Ground‘-Idee“, sagte er. „Aber jeder unterstützt eine stärkere Unterstützung in Form von Waffen, Munition und Geld, und darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren“, mahnte er.
Pistorius relativierte zudem die Bedeutung der deutschen Debatte um eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Langstreckenraketen würden diesen Krieg nicht entscheiden. Es gehe darum, ob Raketen an „der ein oder anderen Stelle“ helfen könnten. Kanzler Olaf Scholz habe mehrmals erklärt, dass es eine entscheidende Grenze gibt, die Deutschland niemals überschreiten werde, „und das ist die, am Krieg beteiligt zu sein“. „Das ist der Grund, warum Taurus noch nicht geliefert wurde“, fügte der Verteidigungsminister mit Blick auf die Reichweite von 500 Kilometern hinzu.
„Wir haben ein Problem mit den Produktionskapazitäten für Artillerie, insbesondere für Munition, für Luftabwehrsysteme, für Patriot- und IRIS-T-Raketen“, sagte Pistorius zu dem Munitionsmangel der Ukraine. „Wir müssen überall auf der Welt alles tun, um zu sammeln, zu beschaffen, zu kaufen und zu produzieren, was immer möglich ist, um die Ukraine so gut wie möglich zu unterstützen.“ Er verwies darauf, dass Deutschland bis Ende 2023 10.000 ukrainische Soldaten ausgebildet habe. Genau so viele erhielten 2024 ein Training in Deutschland.
Die Meinung der Deutschen über die Ukraine-Politik von Scholz ist laut einer Umfrage geteilt. 45 Prozent der Befragten sind mit ihr zufrieden - diese Einschätzung teilen die Anhänger von SPD, Grünen, FDP und Linke mehrheitlich. Für 46 Prozent macht Scholz im Ukraine-Konflikt schlechte Arbeit. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichen ZDF-Politbarometer hervor, für das die Forschungsgruppe Wahlen zwischen dem 5. und 7. März 1260 Menschen befragt hat. Die Umfrage ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung.
Erneut äußerte sich eine Mehrheit der Befragten ablehnend zu der Frage, ob Deutschland Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern sollte. 59 Prozent sind dagegen, 34 Prozent dafür. Ähnlich hoch war die Ablehnung in zwei anderen kürzlich veröffentlichen Umfragen, dem ARD-Deutschlandtrend und einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.