Mal Biden, mal Trump, mal Biden, mal Trump: Die beiden Kandidaten der Demokraten und der Republikaner, der eine designiert, der andere so gut wie, haben sich bei den Vorwahlen am sogenannten, gestrigen Super Tuesday durchgesetzt. Trump gewann in 14 Staaten, darunter Kalifornien, und mit großem Vorsprung in Texas. Nikki Haley, Trumps einzige verbliebene Konkurrentin, gewann (nach Washington, DC) nur einen einzigen Staat: das eher liberale Vermont, dessen Senator der Linksaußen der Demokraten Bernie Sanders ist. Die republikanische Präsidentschaftsbewerberin will sich laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ nach den Niederlagen am Super Tuesday aus dem Rennen zurückziehen. Eine Bestätigung dazu kam schließlich gegen 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Es gibt durchaus Haley-Wähler, die bei Umfragen zu Protokoll geben, dass sie auf gar keinen Fall für Donald Trump stimmen, gerade in North Carolina, wo sich die Mehrheit der Wähler als unabhängig bezeichnet. Das könnte sich für Trump zum Problem auswachsen. Der Bundesstaat Utah ist zur Stunde noch nicht ausgezählt, hier fand ein — offenbar recht chaotischer — Caucus (Versammlung der Parteimitglieder) statt, wo Wähler sich beraten.
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Auch Joe Biden gewann in allen 15 Staaten, in denen am Dienstag gewählt wurde. Seine letzten beiden Konkurrenten Marianne Williamson und Dean Philipps lagen im unteren einstelligen Bereich. Allerdings setzte sich in dem Territorium Samoa der wenig bekannt lokale Tech-Unternehmer Jason Palmer gegen Biden durch.
„Was soll aus ihnen werden, wenn Trump kommt?“
Die jungen Demokraten von Raleigh, North Carolina feiern in einer Pizzeria in einem Villenviertel nahe der Altstadt. Auf den Bildschirmen im Hinterzimmer wechseln die Nachrichtensender und die Zahlen flimmern. Richtig glücklich ist aber niemand. Natürlich mag hier niemand Trump, und auch Haley ist nicht so richtig beliebt. Trey, ein Lehrer, macht sich Sorgen. „Alle meine Schüler sind Immigranten, jeder einzelne. Was soll aus ihnen werden, wenn Trump kommt?“ Biden könne er aber auch nicht wählen, wegen seiner Waffenlieferungen im Gazakrieg. Eine junge Muslimin, zu Besuch aus Indiana, stimmt ihm zu. Andererseits, im Herbst werde sie das Kreuz schon bei Biden machen, sie sei schließlich Demokratin.
Haley trat am Wochenende bei der NBC-Sendung „Meet The Press“ auf, wo sie von ihrem ursprünglichen Versprechen abrückte, Trump zu unterstützen. „Das mussten wir unterschreiben, sonst hätten wir im Fernsehen nicht debattieren dürfen“, sagte sie. Als Unabhängige, wie es gemunkelt wird, will sie allerdings nicht antreten. Für sie dürfte 2028 früh genug sein. „Nikki ist eine talentierte Person und ein Team Player“, sagte Lindsey Graham, langjähriger Senator und Trump-Unterstützer auf CNN.
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Biden sieht sich, wie schon in Michigan, mit einer großen Anzahl von Wählern konfrontiert, die „uncommitted“, unentschieden stimmten. In Minnesota, wie Michigan ein Staat mit einem hohen Anteil von Moslems, waren es fast 20 Prozent. Noch hoffen die demokratischen Strategen, dass die im Herbst in den sauren Apfel beißen und das Kreuz bei Biden machen, aber wenn nur drei knappe Staaten deshalb zu Trump kippen, das könnte die Wahl entscheiden.
Panik-Modus hinter den Kulissen
Bei manchen Demokraten setzt hinter den Kulissen der Panik-Modus ein. Nach einer Umfrage in Kalifornien, ein Staat fest in der Hand der Demokraten, sind 39 Prozent der Wähler sehr unzufrieden mit dem Amtsinhaber im Weißen Haus. Noch mehr — 53 Prozent — sind wütend über die Einschränkungen des Abtreibungsrechts, wofür manche Biden die Schuld geben, der nicht genug dagegen gekämpft habe. Derweil fühlte sich Michelle Obama, die Gattin des früheren Präsidenten bemüßigt zu erklären, dass sie auf keinen Fall zur Verfügung stünde. Sanders rief noch in der Wahlnacht in der Late-Night-Show von Steven Colbert dazu auf, Biden zu wählen. Ob er selber noch einmal antritt — er ist ein Jahr älter als Biden — ließ er offen.
Die neue Folge von „WTF Amerika“ ist da!
Auch die Vorwahlen unterhalb der Präsidentschaftsebene haben bemerkenswerte Ergebnisse produziert. In Kalifornien gewann der Demokrat Adam Schiff die Vorwahlen um den Sitz der verstorbenen Senatorin Dianne Feinstein; er muss im Herbst gegen den Republikaner Steve Garvey antreten. In North Carolina gewann der schwarze, fundamental-christliche Mark Robinson die Vorwahlen für das Amt des Gouverneur; er rennt im Herbst gegen den Demokraten Josh Stein. In Texas gewann Colin Allred gegen Roland Gutierres; er tritt im Herbst gegen den erzkonservativen Senator Ted Cruz an, dessen Sitz die Demokraten schon öfter abjagen wollten.
Der Abend geht zu Ende; der Taxifahrer, der uns ins Hotel bringt, ist ein Moslem, vor zehn Jahren zugezogen. Er gibt sich überraschend optimistisch. „Es gibt heute hier, in Raleigh, keine Rassisten mehr“, sagt er. Vor zehn Jahren sei das noch anders gewesen. Für wen er stimmt, das will er allerdings nicht sagen.