Die „RAF-Rentner“, wie sie in Medien genannt werden, lebten seit 30 Jahren im Untergrund. Das Trio, bestehend aus Ernst-Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette, gehörte der linksterroristischen Rote Armee Fraktion an, die ab Anfang der 1970er-Jahre Deutschland (aber auch Österreich) jahrzehntelang in Atem hielt. Die Gruppe wird für insgesamt 33 Morde verantwortlich gemacht.

Mit diesen Bildern fahndete das LKA Niedersachsen nach den drei „RAF-Rentnern“
Mit diesen Bildern fahndete das LKA Niedersachsen nach den drei „RAF-Rentnern“ © LKA Niedersachsen

Für die heute 65-jährige Klette klickten nun die Handschellen. Ermittelt wurde gegen das Trio seit den 1990er-Jahren, etwa wegen der Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf eine im Bau befindliche Justizanstalt mit Sachschaden in Millionenhöhe. Klette soll auch an einem gescheiterten Sprengstoffanschlag auf ein Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank beteiligt gewesen sein sowie an einem Anschlag auf die US-Botschaft in Bad Godesberg im Februar 1991. Damals wurden über 250 Schüsse auf das Gebäude abgegeben.

RAF löste sich 1998 auf, das kriminelle Leben ging aber weiter

Nachdem die RAF im April 1998 ihre Auflösung erklärt hatte, führte das Trio ein Leben im Untergrund – finanziert durch weitere Straftaten. Klette werden mehrere versuchte und vollendete schwere Raubüberfälle zwischen 1999 und 2016 vorgeworfen – zusätzlich zu versuchtem Mord zu RAF-Zeiten, der in Deutschland nicht verjährt. Das Leben im Untergrund und eine jahrzehntelange Flucht gingen für Klette am Montag in Berlin-Kreuzberg zu Ende.

Laut einem Bericht des „Spiegel“ dürfte die Berliner Polizei einen Hinweis auf Klettes Aufenthaltsort in einem Mehrfamilienhaus für wenig vielversprechend gehalten und damit keine besondere Gefahrenlage erkannt haben. Statt die Wohnung durch ein Spezialteam stürmen zu lassen, klopften uniformierte Polizisten einfach an die Türe. Klette machte auf und ließ sich widerstandslos festnehmen. Fingerabdrücke sollen Zielfahnder aus Niedersachsen auf die Spur der 65-Jährigen gebracht haben. In ihrer Wohnung wurde zwar Munition aber keine Waffe gefunden.

Klette soll im vierten Stock des Hauses gewohnt haben. Deutsche Medien zitieren Nachbarn, die die Frau als freundlich und unauffällig beschreiben. Außerdem soll Klette Mathematik-Nachhilfe gegeben haben.

Zweite Festnahme

Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass es noch eine zweite Festnahme mit RAF-Zusammenhang gegeben hat. Es handle sich um einen Mann im „gesuchten Alterssegment“, sagte der Präsident des Landeskriminalamts Niedersachsen, Friedo de Vries, am Dienstag in Hannover. Die Identität des Festgenommenen werde noch geklärt.