Das Momentum kippt immer mehr. In den vergangenen Monaten hat Russland im Ukraine-Krieg zunehmend die Oberhand gewonnen. Doch knapp zwei Jahre nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch von Putins Armee in das Nachbarland ist ein Ende vorerst nicht in Sicht.
„Krieg wird auch 2024 nicht enden“
„Dieser Krieg wird auch 2024 nicht enden“, sagt der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy am Dienstag in der ZIB2. Für ihn ist klar, dass Russland seine Kriegsziele noch lange nicht erreicht hat. „Russland ist meilenweit davon entfernt, die ukrainische Nation und den ukrainischen Staat zu zerstören.“
Die Bevölkerung, die den Krieg mit Russland nie gewollt habe, sei nur teilweise kriegsmüde, aber nach wie vor wehrhaft. Trubetskoy meinte daher, dass die Rufe nach einem Kompromiss in der Ukraine wohl nie mehrheitsfähig werden würden.
Westliche Unterstützung am Prüfstand
Inwieweit die Ukraine jetzt noch militärisch zurückschlagen könne, hänge aber auch von der Hilfsbereitschaft des Westens ab. Diese stehe vor allem mit Blick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA im November auf dem Spiel. Trubetskoy glaubt aber, dass es gelingen wird, die russischen Angriffe abzuwehren. Ob auch Rückeroberungen gelingen, sei eine andere Frage.
Neben schwerem Gerät und Munition mangelt es der Ukraine derzeit auch an Soldaten. Das Einberufungsalter wird deshalb von 27 auf 25 Jahre gesenkt. „Man muss es so zynisch sagen, aber das war bisher Luxus“, analysiert Trubetskoy die Situation. Das Konzept der Mobilisierung sei aber ohnehin reformbedürftig - auch weil Korruption immer noch eine Rolle spiele.
Zuletzt hätte vor allem der Verlust der Stadt Awdijiwka gezeigt, woran es der Ukraine mangelt. An Soldaten, Munition und schwerem Gerät - aber nicht am Widerstandswillen.