Mit 25 Jahren Haft wurde kein anderer Oppositioneller in Russland so hart bestraft wie Wladimir Kara-Mursa. Wegen Hochverrats und Beleidigung der Armee muss Kara-Mursa unter widrigsten Bedingungen in Sibirien überleben.
„Wahre russische Patrioten“
Seine Frau hat den Glauben nicht verloren. Im Gespräch mit der ZIB 2 spricht sie am Dienstag offen über ihre Hoffnung auf ein besseres, anderes Russland. Auf die Frage, warum sowohl ihr Mann als auch der am Freitag verstorbene Alexei Nawalny nach den Giftanschlägen nach Russland zurückgekehrt sind, antwortet Kara-Mursa: „Weil sie wahre russische Patrioten sind“.
Wladimir Kara-Mursa und Nawalny habe die Überzeugung geeint, dass Russland „etwas Besseres verdient“, sagt Jewgenija Kara-Mursa und verweist darauf, dass es schwierig sei, heute über Nawalny in der Vergangenheit zu sprechen. Ihr Mann sei inzwischen wieder verlegt worden und befinde sich oft in Einzelhaft.
Zuletzt habe sie im Sommer mit ihm gesprochen. Ein Telefonat zum 20. Hochzeitstag in der vergangenen Woche sei von der Gefängnisleitung nicht erlaubt worden. Zuletzt konnten jedoch ihre Kinder mit ihrem Vater sprechen. „Wir haben drei Kinder und hatten 15 Minuten Zeit, jedes Kind konnte fünf Minuten mit ihm sprechen, ich habe nicht mit ihm gesprochen, um den Kindern diesen wertvollen Moment nicht zu nehmen“, sagt Kara-Mursa.
Westen soll Einigkeit zeigen
Wie es in Russland weitergeht, ist ungewiss. Täglich mache sie sich Sorgen um ihren Mann, dennoch kämpfe sie für ein besseres Russland und wolle seine Arbeit fortsetzen. Mit Blick auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Russland wünscht sich Kara-Mursa, dass der Westen Putin nicht als Präsidenten sieht, sondern als „vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Kriegsverbrecher“.
Außerdem wünscht sie sich Geschlossenheit im Westen – „Geschlossenheit in der Unterstützung der Ukraine, Geschlossenheit in der Verurteilung der russischen Aggression und Geschlossenheit in der Anerkennung der Arbeit der russischen Opposition“.