Er lacht. „Könnte der ehrenwerte Herr Richter mir bitte einen Teil seines bestimmt stattlichen Gehalts überweisen, mir ist hier aufgrund Ihrer Entscheidungen das Geld ausgegangen.“ So humorvoll, unerschrocken, als gäbe es kein Morgen und schon gar keinen Tod, sieht man Alexej Nawalny auf den letzten Bildern, die von ihm erhalten sind. Sogar der Richter lacht mit. Ein Video, aufgenommen bei einer Einvernahme in einem Justizgebäude in Charp, mehr als 2000 Kilometer nordöstlich von Moskau. Ausgemergelt, die Haare kurz geschoren, hinter einem Gitter, aber selbst dort noch ohne Angst zu zeigen, innen völlig frei. Wie genau Nawalny jetzt zu Tode kam, werden wir nie verlässlich erfahren; ob es erneut Gift war, das ihm verabreicht wurde, oder er letztlich an den Spätfolgen des Straflagers und des Nowitschok-Anschlags starb, den er 2020 nur knapp überlebte. Im Gedächtnis der Generation junger Russinnen und Russen, die ihn unterstützt haben, wird sein Lachen bleiben, der Mut, sich der Repression entgegenzustellen.