Für Donald Trump kommen die Einschläge immer näher. Der frühere Präsident der USA unterlag am späten Freitagnachmittag in einem Zivilprozess vor einem New Yorker Gericht, bei dem es um sein Immobilienimperium ging. Der Vorwurf lautete: Betrug. Trump muss nun eine Geldstrafe von knapp 355 Millionen Dollar zahlen; eine Summe, die nicht einmal bei ihm auf der Bank herumliegt.

Mehr noch: Richter Arthur Engoron untersagte ihm, in den nächsten drei Jahren die Geschäfte zu führen, seine beiden erwachsenen Söhne Don Jr. und Erik wurden für zwei Jahre gesperrt. Auch Kredite darf Trump in den nächsten drei Jahren nicht mehr beantragen. Der Ex-Präsident zeige einen „völligen Mangel an Verständnis und Reue“, befand Engoron. Die Trump Organisation hat schon seit geraumer Zeit keinen Finanzverantwortlichen mehr, sodass sie nun führerlos durch den Raum treibt.

Wie viel Geld er wirklich hat, ist unklar

Das Gericht warf Trump vor, die Werte seiner Immobilien seit Jahren betrügerisch hochgerechnet zu haben — mit Methoden, die an den nunmehr verstorbenen deutschen Baulöwen Jürgen Schneider erinnern. Beim Trump Tower an der Fifth Avenue machte Trump den Gutachtern weis, dass ein Apartment 3000 Quadratmeter Fläche habe statt nur 1000. Beim Trump Building an der Wall Street, ein Bürohaus, verdoppelte er den Wert per Schätzung. Das alles geschah, um kreditwürdig zu bleiben oder um bessere Raten bei seinen Versicherungen zu bekommen.

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Wie viel Geld er überhaupt hat, ist völlig unklar. Der Bloomberg Billionaires Index schätzt ihn auf drei Milliarden; Forbes auf „nur“ 2,5 Milliarden Dollar. Die liegen aber nicht flüssig auf seinem Konto; um die Strafe aufzubringen, wird er womöglich den Trump Tower versilbern müssen. Dabei hat er bei seiner Pleite in Atlantic City in den neunziger Jahren bereits er einen Großteil des Familienerbes verloren.

Die Folgen des Urteils

Mit Trumps neuerlichem Versuch, US-Präsident zu werden, hat dieses Verfahren nichts zu tun, anders als die vier noch laufenden Anklagen wegen Wahlbeeinflussung oder der Unterschlagung von Geheimdokumenten. Aber es trifft ihn in seinem Selbstverständnis als erfolgreicher Geschäftsmann. Auf diesem Markenzeichen hat er seine TV-Show aufgebaut, durch die er überhaupt erst amerikaweit bekannt wurde.

Dass sich Trump selber als Opfer einer Hetzjagd darstellt, versteht sich von selbst. Die spannende Frage ist aber: Werden seine Wähler die neuerlichen Kratzer am Wunderkind wahrnehmen? Das ist doppelt wichtig; denn nicht nur will der Donald wieder zurück ins Weiße Haus, seine Anhänger sind auch seine Hauptgeldquelle.

Seit der letzten Wahl hat er laut Washington Post rund eine Milliarde Dollar eingenommen, von direkten Spenden bis zum Gedenkmünzen- und T-Shirt-Verkauf. Und er besitzt Mehrheitsanteile an seiner Internetplattform „Truth Social“, die milliardenschwer sind. Auch die hat nur den Zweck, mit seinen Fans zu kommunizieren. Von so einer Gelddruckmaschine konnte Schneider nur träumen.