Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hält einen russischen Angriff auf NATO-Gebiet für nicht ausgeschlossen, sollte die Ukraine den Krieg verlieren. Auf die Frage, ob er Putin einen solchen Angriff zutraue, sagte er der „Rheinischen Post“ (Samstag): „Natürlich. Putin hat ja mehrfach gesagt, dass die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts der Zerfall der Sowjetunion war, weil damit viele Russen außerhalb der Grenzen Russlands gestrandet sind.“
Putin wolle ein Groß-Russland in den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion wiederherstellen, ein russisches Weltimperium, in dem er zarengleich herrsche, sagte Heusgen. „Sollte Putin den Krieg in der Ukraine nicht verlieren, müssen wir damit rechnen, dass er auch nach der Republik Moldau oder den baltischen Staaten greift.“
Er wolle nicht darüber spekulieren, was Putin wirklich wage. „Aber wir müssen alles tun, damit die Ukraine jene Waffen und Militärhilfe bekommt, die sie bräuchten, um sich gegen die russischen Aggressoren erfolgreich zu wehren und sie von ihrem Staatsgebiet wieder zu vertreiben.“ Heusgen war langjähriger außenpolitischer Berater der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Polen reagiert auf Putins Interview mit US-Moderator Tucker Carlson
Putin hatte in einem Interview des rechtsgerichteten US-Moderators Tucker Carlson gesagt, dass Russland keine territorialen Ansprüche gegen Polen oder den Baltenstaat Lettland hege. Ein russischer Einmarsch in diese NATO-Staaten sei „absolut ausgeschlossen“ - mit einer möglichen Ausnahme: „Wenn Polen Russland angreift.“ Der polnische Parlamentspräsident Szymon Holownia mahnte in Warschau, solchen beschwichtigenden Äußerungen Putins keinen Glauben zu schenken.
Zur 60. Sicherheitskonferenz im Hotel Bayerischer Hof werden vom 16. bis 18. Februar insgesamt etwa 50 Staats- und Regierungschefs nach München kommen. Auch etwa 100 Minister sowie zahlreiche weitere Politiker und Experten werden erwartet. Aus Österreich haben sich u. a. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und Justizministerin Alma Zadic (Grüne) angesagt.