Mit der Hilfe weiterer Länder seien 36 Ziele der ebenfalls vom Iran unterstützten Houthi-Miliz an 13 Orten im Jemen attackiert worden, teilte das US-Verteidigungsministerium am Samstagabend (Ortszeit) in Washington mit.
Es ist bereits der dritte gemeinsame britisch-amerikanische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen gegen die Houthi. Er folgt auf umfangreiche Vergeltungsschläge der Amerikaner gegen Milizen im Irak und Syrien in der Nacht zuvor. Die schnelle Abfolge der Militäraktionen zeigt das Bemühen der USA, dem zunehmenden Chaos im Nahen Osten ein Ende zu setzen. Die von den Houthis betriebene jemenitische Nachrichtenagentur Saba meldete 14 Angriffe durch die USA und Großbritannien.
Am Sonntagmorgen haben indessen die USA nach eigenen Angaben einen Antischiffs-Marschflugkörper der Houthi-Miliz im Jemen zerstört. Der Marschflugkörper sei für den Einsatz gegen Schiffe im Roten Meer vorbereitet gewesen. "Die US-Streitkräfte haben den Marschflugkörper in den von den Houthi kontrollierten Gebieten im Jemen identifiziert und festgestellt, dass er eine unmittelbare Bedrohung für Schiffe der US-Marine und Handelsschiffe in der Region darstellt", heißt es in einer Erklärung.
Die Houthi nehmen seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer ins Visier. Die Miliz agiert aus Solidarität mit der Hamas und richtet ihre Attacken vor der jemenitischen Küste auf Frachter mit angeblicher israelischer Verbindung. Angesichts der Gefahren meiden große Reedereien zunehmend die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa durch das Rote Meer und den Suez-Kanal. Das hat mittlerweile erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Neben den USA und Großbritannien hätten Australien, Bahrain, Dänemark, Kanada, Neuseeland und die Niederlande die Aktion unterstützt, hieß es. Erklärtes Ziel der USA und ihrer Partner ist es, die militärischen Fähigkeiten der militant-islamistischen Houthi zu schwächen und die wichtige Schifffahrtsroute so zu schützen.
In einer gemeinsamen Stellungnahme der beteiligten Länder hieß es, bei den beschossenen Zielen im Jemen handle es sich unter anderem um Waffenlager, Raketensysteme und Abschussvorrichtungen und Luftverteidigungssysteme. Die Attacken der Houthi auf Handels- und Marineschiffe seien eine internationale Herausforderung.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: "Diese gemeinsame Aktion sendet eine klare Botschaft an die Houthi, dass sie weitere Konsequenzen zu tragen haben, wenn sie ihre illegalen Angriffe auf die internationale Schifffahrt und die Marineschiffe nicht einstellen." Er betonte: "Wir werden nicht zögern, Leben und den freien Fluss des Handels auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt zu verteidigen."
Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps sagte, es handle sich bei dem Militäreinsatz nicht um eine Eskalation der Lage. Vielmehr sollten unschuldige Leben geschützt und die Freiheit der Schifffahrt auf dem Roten Meer bewahrt werden. In einer Stellungnahme des britischen Verteidigungsministeriums hieß es, die Luftschläge am Abend seien genau geplant worden, um das Risiko ziviler Opfer so gering wie möglich zu halten.
Die Houthi bekräftigten wie nach vorigen US-Angriffen gegen Ziele im Jemen, dass sie ihre Attacken in der Region fortsetzen würden. Die Bombardements "werden unsere Position nicht ändern", teilte Mohammed al-Buchaiti, Mitglied des Politbüros der militanten Houthi-Bewegung, mit. "Wir werden auf Eskalation mit Eskalation antworten."
Die Aktion gegen die Houthi folgte auf einen größeren Militärschlag der Amerikaner am Tag zuvor. In der Nacht zum Samstag hatte das US-Militär umfangreiche Luftschläge gegen Stellungen proiranischer Milizen im Irak und in Syrien geflogen. US-Streitkräfte beschossen dabei in beiden Ländern mehr als 85 Ziele an sieben Orten aus der Luft - darunter Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die nach US-Angaben von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt wurden. Die USA reagierten damit auf einen tödlichen Angriff proiranischer Milizen wenige Tage zuvor, bei dem in Jordanien nahe der syrischen Grenze drei amerikanische Soldaten getötet worden waren.
US-Präsident Joe Biden hatte Vergeltung für den Tod der US-Soldaten versprochen und machte nach den Luftschlägen in der Nacht zum Samstag klar, dass dies erst der Anfang sei und weitere Militäraktionen folgen würden. Biden betonte zugleich, die Vereinigten Staaten wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten.
US-Vergeltungsangriffe im Irak und in Syrien
Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf bereits zuvor mit Luftschlägen in beiden Ländern - allerdings in geringerem Ausmaß als die konzertierte Aktion an diesem Wochenende.