Die Vorwürfe sind schwerwiegend. Nach den Enthüllungen rund um das Palästinenserhilfswerk der UNO – UNRWA, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hamas beim Angriff auf Israel geholfen haben sollen, meldet sich nun Matthias Schmale, der ehemalige Direktor des Hilfswerks, zu Wort.

Zusammenarbeit ja, aber keine ideologische

Gegenüber dem Ö 1-Morgenjournal sagt Schmale, dass es nichts Ungewöhnliches sei, mit der Hamas zusammenzuarbeiten. „Es braucht diese pragmatischen Arrangements, aber was hier im Raum steht, ist jedenfalls aufs Schärfste zu verurteilen“, so der 2021 zurückgetretene UNRWA-Chef. Knapp 95 Prozent der Mitarbeiter sind übrigens Palästinenser.

Schmale erklärt, dass UNO-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter vor ihrem Einsatz auch einer strengen Überprüfung unterzogen werden. Zudem müssen sie vor Beginn ihrer Tätigkeit einen Verhaltenskodex unterschreiben, in dem sie sich verpflichten, nicht politisch und ideologisch zu arbeiten.

Sollten sich die Vorwürfe gegen einige UNRWA-Mitarbeiter – sie hätten unter anderem Waffen an die Hamas geliefert oder seien an der Entführung einiger israelischer Frauen beteiligt gewesen – bewahrheiten, seien jedenfalls „dienstrechtliche und strafrechtliche Konsequenzen“ nötig, so Schmale.

Einen Bericht des „Wall Street Journal“, wonach zehn Prozent des UNRWA-Personals an den Angriffen beteiligt gewesen sein sollen, hält er für übertrieben. „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Insgesamt hat die UNRWA 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, da kann man nicht von einigen wenigen auf die ganze Masse schließen“, so Schmale.

Nachdem nun einige Länder, darunter auch Österreich, die Finanzierung der UNRWA eingestellt haben, droht sich die Situation für die Zivilbevölkerung in Gaza weiter zu verschlechtern. „UNRWA ist von seinen Geberländern abhängig, wenn die Zahlungen ausbleiben, wird das Leid der Palästinenser noch größer“, so Schmale. Eine kurzfristige Übergabe der Versorgung an das Rote Kreuz sei administrativ nicht möglich.

Schmale wurde einst von der Hamas zur Persona non grata erklärt. Der Grund: In einem Interview bezeichnete er Israels Luftschläge als „präzise und ausgeklügelt“. Also: Gezielt auf Terrorstellungen durchgeführt und nicht auf Zivilisten.