„Wer sowohl Iowa als auch New Hampshire gewonnen hat, der hat danach noch nie die Wahl zum Präsidenten verloren“, triumphierte Donald Trump, Kandidat der Republikaner auf dem neuerlichen Weg ins Weiße Haus. Trump siegte am gestrigen Dienstag nach dem Sieg in Iowa auch bei den Vorwahlen im US-Bundesstaat New Hampshire. Er bekam 54,8 Prozent der Stimmen, während die letzte verbliebene Gegenkandidatin, Nikki Haley, nur 43,6 Prozent hatte (1,5 Prozent gingen an andere). Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte bereits am Sonntag aufgegeben.
Haley will nicht aufgeben
Haley allerdings erklärte, sie wolle im Rennen bleiben. „Es ist noch lange nicht vorbei“, sagte sie zu Unterstützern auf der Wahlparty in der Hauptstadt Concord. Gerade auf New Hampshire allerdings hatte Haley große Hoffnungen gesetzt; der Staat gilt als libertär, eigenständig und wenig religiös – stark ist Trump vor allem unter religiösen Rechten –, und sie hatte in den Umfragen gute Ergebnisse erzielt.
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Anfangs war sie auch noch hoffnungsfroh gewesen. Sie hat den ersten Wahlbezirk im hohen Norden gewonnen, den Flecken Dixville Notch, wo allerdings nur sechs Wähler leben. Außerdem hatte sie die Unterstützung von Chris Sununu, der republikanische Gouverneur von New Hampshire, der Haley als das „absolute Arbeitspferd“ bewunderte. Immerhin hatte sie in dem Staat einen deutlich höheren Anteil an Wählerstimmen als in Iowa, was heißt, dass viele Wähler, die sonst das Kreuz für DeSantis gemacht hätten, zu ihr abgewandert waren und nicht zu Trump.
Die nächsten Vorwahlen finden am 3. März in South Carolina statt. Hier war Haley Gouverneurin gewesen. Nun aber liegt sie in den Umfragen hinter Trump zurück. Sollte sie in ihrem eigenen Staat nicht gewinnen, wird es für sie knapp, sowohl rechnerisch als auch psychologisch. Für die Never-Trumper ist sie nun die letzte Hoffnung. Denn auch DeSantis hat sich hinter Trump gestellt, wie zuvor schon Tim Scott, Senator von South Carolina, der Ende 2023 das Handtuch warf.
Scharfe Attacken gegen Haley
Nachdem Trump sich monatelang damit beschäftigt hatte, DeSantis zu attackieren, hat er sich nun genauso heftig auf Haley eingeschossen, die er „Spatzenhirn“ und „Lügnerin“ nennt. Er stellt die indischstämmige Politikerin als Kandidatin des Establishments dar. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Manchester, der größten Stadt des Bundesstaats, sprach er auf der Bühne vor einem Bildschirm, auf dem stand, dass Haley von „Demokraten, der Wall Street und Globalisten“ geliebt werde.
In die gleiche Kerbe schlug Vivek Ramaswamy, der seine eigene Kandidatur zurückgezogen hat und nun für Trump kämpft. Haleys Kampagne werde nur noch von „Megadonors“ gestützt, die womöglich gar für Demokraten arbeiteten. Sie solle — so Trump — sofort das Handtuch werfen. Auch andere Republikaner machen Druck auf die Möchtegern-Hoffnungsträgerin, Trump das Feld zu überlassen, um die Kräfte nicht zu zersplittern und keine Wahlkampfgelder zu verschwenden.
Trump – schrieb die Washington Post – attackiere Haley zeitgleich von zwei ideologischen Positionen aus; von rechts und von links. Er warf ihr vor, als Tochter von Einwanderern für offene Grenzen zu sein. Die mehr als zehntausend Flüchtlinge aus Süd- und Mittelamerika, die jeden Tag kommen, treiben viele Wähler um. Er behauptet aber auch, sie wolle die Social Security, die Rente, zusammenstreichen, obwohl das tatsächlich schon lange ein republikanisches Politikziel ist.
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Trump selbst hingegen stellt sich als ur-amerikanischer Rebell gegen „die da oben“ dar, die ungeliebten Politiker in Washington, für „die da unten“, für die er kämpfe. Dass sich ein Fernsehunterhalter und Multimillionär, der Geschäfte mit Russland und arabischen Ländern macht, als neuer Robin Hood geriert, ist eher seltsam, aber viele seiner Wähler kaufen ihm das ab. Auch die Prozesse gegen ihn interpretiert er als Versuch des „Deep State“, des Establishments, ihn mundtot zu machen.
Joe Biden erwartet Duell mit Trump
Aber auch Haley verkauft sich nun als Underdog, als tapfere kleine Frau, die gegen den hochgehandelten Favoriten kämpft. Zeitgleich präsentiert sie sich in ihrer TV-Werbung als dynamische, junge Frau, die die besten Chancen gegen zwei alte, verbrauchte Männer habe – nämlich Trump und Biden.
Noch vor ein paar Jahren war Trump von Haley angetan gewesen. Als er noch Präsident war, machte er sie zur Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen. Unklar ist allerdings, ob er sie heute aus taktischen Gründen und Kampfeslust angreift, oder ob er sie wirklich nicht mag. Möglicherweise macht es für ihn Sinn, ihr die Vizepräsidentschaft anzubieten; eine Geste der nichtweißen Wählerschaft gegenüber, die er braucht, denn in Umfragen liegt er bundesweit noch unter 50 Prozent. Allerdings könnte er auch Scott fragen, der Afroamerikaner ist. Und der Senator ging ihm bereits um den Bart, als er noch gegen Trump kandidierte.
US-Präsident Joe Biden erklärte, nun sei klar, dass Trump der Kandidat sein werde. Biden selbst gewann das Rennen in New Hampshire bei den Demokraten, obwohl er offiziell gar nicht auf dem Stimmzettel stand. Die Demokraten wollen 2024 zum ersten Mal in South Carolina antreten, weil dieser Bundesstaat wesentlich diverser ist als das fast weiße New Hampshire. Wähler können einen Kandidaten allerdings auf den Stimmzettel schreiben, und das ist auch massenhaft passiert.