Im Iran haben die Behörden in der Provinz Ghom Zehntausende SMS an Frauen wegen Kopftuchverstößen verschickt. Seit Beginn des Persischen Kalenderjahrs im März 2023 seien über 74.000 Verstöße auf den Landstraßen der Pilgerprovinz Ghom erfasst worden, berichtete der staatliche Rundfunk am Samstag. Auf der Basis seien rund 53.000 Warnungen ausgesprochen worden. Wegen Verstößen gegen die obligatorische Verhüllungspflicht seien zudem 7.000 Autos vorübergehend beschlagnahmt worden.
Viele Routen ins Landesinnere führen über Ghom, das südlich von Teheran liegt. Die Behörden des theokratischen Systems im Iran haben ihre strenge Überwachung der islamischen Kleidungsregeln im vergangenen Jahr intensiviert. Im aktuellen Persischen Kalenderjahr seien in der Provinz außerdem Dutzende Cafés nach Anweisungen von den Behörden wegen Kopftuchverstößen geschlossen worden. Gleichzeitig verfolgten die Sicherheitsbehörden auch Verstöße im Netz, darunter fallen in der Regel etwa Bilder von Frauen ohne Kopftuch auf Instagram.
Nach den von Frauen angeführten Protesten im Herbst 2022 ignorieren immer mehr Frauen in dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern die strengen islamischen Kleidungsvorschriften. Religiöse Hardliner versuchen dagegen anzukämpfen. Ein neues Gesetz sieht drakonische Strafen vor. Die Reform wurde bereits vom Parlament verabschiedet, ist aber noch nicht in Kraft getreten. Am 1. März wählt der Iran ein neues Parlament.
Ausgelöst wurden die Proteste gegen das System der Islamischen Republik 2022 vom Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sittenwächter hatten die junge Frau wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs mutmaßlich gewaltsam festgenommen, Amini fiel ins Koma und starb nur wenige Tage später.