Donald Trump hat die ersten Vorwahlen für die Republikaner, den Caucus im US-Bundesstaat Iowa, mit großem Vorsprung gewonnen und mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten. Der Sieg kommt nicht unerwartet, wenngleich Trump 2016, als er erstmals die Kandidatur anstrebte, in Iowa gegen den konservativeren Ted Cruz verlor. Ron DeSantis und Nikki Haley teilen sich nun den zweiten Platz, wobei der Gouverneur von Florida einen Vorsprung vor der früheren UN-Botschafterin hat. Der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy hat noch am Wahlabend seinen Ausstieg aus dem Rennen erklärt, nachdem er nur abgeschlagen auf dem vierten Platz gelandet war. Ramaswamy erklärte zugleich seine Unterstützung für Ex-Präsident Donald Trump.
Haley gab sich ungebrochen, aber für sie ist das Ergebnis enttäuschend. Sie hat begonnen, sich als rationale Alternative zu Trump zu verkaufen, während DeSantis der bessere Trump sein wollte. Haley hat in Wahlkreisen mit Universitäten relativ viele Stimmen eingefahren, wenngleich immer noch weniger als Trump, aber mehr als DeSantis. Trump hat in Suburbs gepunktet, auf dem Land, und unter Wählern ohne College-Abschluss, hat aber auch bei College-Wählern überraschend zugelegt.
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Trump mit Zuversicht und Versprechen zur Grenzpolitik
Trump trat gegen 22 Uhr Ortszeit im Iowa Events Center in Des Moines vor die Presse, seinen Sohn Don Jr. neben sich, seinen Sohn Eric irgendwo im Publikum. Der Ex-Präsident gab sich siegessicher und ungewohnt milde. Er dankte seinen Anhängern, darunter rechten Parteirebellen wie Kari Lake aus Arizona und Matt Gaetz aus Florida, dem Drahtzieher des Putsches gegen Kevin McCarthy, den republikanischen Sprecher im Abgeordnetenhaus. Er hatte sogar nette Worte für Haley und DeSantis übrig. Haley hingegen ließ kurz darauf in ihrer Rede durchblicken, Trump sei zu alt und die beiden „alten Männer“ Trump und Biden seien beide nicht mehr fit genug.
Warum sind die Wähler von Iowa zu Trump übergelaufen? Nach einer Umfrage war es gerade den Trump-Sympathisanten besonders wichtig, dass der Kandidat für Menschen wie sie kämpfen würde — Haltungs- und Benimmnoten waren ihnen eher unwichtig. DeSantis machte allenfalls Punkte bei rigiden Abtreibungsgegnern. Das Wichtigste allerdings, was republikanischen Wählern auf den Nägeln brennt, ist Immigration und die Situation an der Grenze zu Mexiko. Und Trump verspricht am glaubwürdigsten, die Flüchtlingsströme zu stoppen. Das war auch das einzige Politikziel, das er bei seiner Rede in Iowa erwähnt hat. Dass er das schon in seiner ersten Legislaturperiode nicht geschafft hat, scheinen die Wähler vergessen zu haben.
Strategien im Vorwahlkampf
Trump versucht nun, seine letzten Konkurrenten so schnell wie möglich aus dem Rennen zu drängen. Bereits während der Auszählung hatte er erklärt, es sei sowieso klar, dass er der Kandidat der Republikaner für das Weiße Haus sein werde. Das Team von Joe Biden habe eine gewaltige Wahlkampfkasse; jeder Dollar, den Trumps innerparteiliche Konkurrenten bei der Vorwahl ausgeben würden, werde der Partei fehlen, um Biden zu bekämpfen. Sobald die RINOS in Washington — Republicans in Name Only, wie die Rechtspopulisten die traditionellen Republikaner verspotten — aufgehört hätten, in ihre Cocktails zu weinen, müssten Haley und DeSantis der Realität ins Gesicht sehen, forderte Trump, und zusammenpacken.
Für Trump ist es gut, wenn sich die Konkurrenten hinter ihm einreihen, vielleicht auch in der Hoffnung, sein Vizepräsident zu werden. Es gibt allerdings auch Demokraten, die glauben, je rascher sich Trump als Gegner abzeichne, desto besser sei das für Joe Biden. Denn der Amtsinhaber verkauft sich als der Einzige, der Trump schlagen könne, und neben Trump sieht der 81-jährige Biden auch nicht ganz so alt aus.
Derzeit liegt Trump in den Umfragen unter allen Wählern in den USA tatsächlich leicht vor Biden. Und aller Voraussicht nach werden die Demokraten an Biden festhalten, wenngleich es innerparteilich grummelt. Aber der einzige ernsthafte Gegenkandidat, Robert Kennedy Jr., tritt inzwischen als Unabhängiger an. Bei den Demokraten herrscht nun offenbar das Motto: Augen zu und durch.
Unberechenbarkeit der republikanischen Vorwahlen
Aber ist bei den Republikanern das Rennen wirklich entschieden, oder tut Trump nur so, in der Hoffnung, dass der Sieg dann schon folgt? Klar ist das keineswegs. Zum einen könnten die Gerichte Trump einen Strich durch die Rechnung machen, da er sich wegen seiner Rolle bei dem Aufstand am 6. Jänner 2020 verantworten muss. Außerdem: Sollten entweder DeSantis oder Haley aufgeben, dürften sich die Anti-Trump-Stimmen (und die Wahlkampfspenden) bei dem anderen sammeln. Bereits jetzt hat Haley das einflussreiche Koch-Netzwerk der Großindustrie hinter sich, und auch die Presse freundet sich mit ihr an. Und so ist das Rennen noch offen.
In Iowa werden 40 der insgesamt 2429 republikanischen Delegierten gewählt, die letztlich den Kandidaten nominieren. Von denen gingen 16 an Trump. Die nächste Vorwahl der Republikaner findet am 23. Jänner in New Hampshire statt. Die Demokraten treten erstmals öffentlich am 3. Februar in South Carolina an. Sie wollten mit der Wahl eines Staates mit einem hohen Anteil nicht weißer Wähler ein Zeichen setzen. Höhepunkt ist der „Super Tuesday“, der 5. März, an dem registrierte Wähler aus 17 Staaten und Territorien ihre Stimme abgeben, darunter die bevölkerungsreichsten US-Staaten, Kalifornien und Texas. Die letzte Vorwahl ist am 25. Juni; danach veranstalten beide Parteien ihre Conventions, wo sie ihren Kandidaten küren.