Am Pariser Parkett tanzt man künftig wieder Rechtswalzer. So viel ist nach der Regierungsumbildung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seinem neuen Premier Gabriel Attal sicher. Das führte auch zu einer weiteren Überraschung in Paris: Denn künftig wird dort Rachida Dati das Amt der Kulturministerin übernehmen.

Dati ist keine Unbekannte. Von 2007 bis 2009 war die Politikerin der konservativen Oppositionspartei Les Republicains im Kabinett von Nicolas Sarkozy Justizministerin. Für Sarkozy war sie Beweis für den „french dream“. Dati wuchs im Sozialbau auf, der Vater Marokkaner, die Mutter aus Algerien. Sie war die erste Ministerin mit arabischer Herkunft. Schnell wuchs sie zur beliebtesten Politikerin im Land heran. Die, die es gut mit ihr meinten, bezeichneten sie als „Superfrau“. Die anderen als „Eiserne Dame“. Acht ihrer engsten Mitarbeiter kündigten nach wenigen Wochen. Zu cholerisch war die Chefin.

Der Boulevard frohlockte – Dati war alles. Zielstrebig, erfolgreich, schön, schillernd, ausschweifend. Wenige Tage nach der Geburt ihrer Tochter war Dati Anfang 2009 wieder an ihren damaligen Arbeitsplatz als Justizministerin zurückgekehrt. Später geht sie juristisch gegen den Boulevard vor. Mehrere Zeitungen hatten über Datis Versuch berichtet, den Hotel- und Casinobesitzer Dominique Desseigne gerichtlich zu einem Vaterschaftstest zu zwingen.

Zwar ist das Kulturministerium kein Schlüsselressort, doch die Ernennung Datis für Macron dennoch ein entscheidender Wendepunkt. Der Präsident stand bisher für eine Politik jenseits von Rechts und Links. Das ist mit Dati Geschichte. Das Kabinett muss vor der EU-Wahl „Rechtschaffenheit“ signalisieren. Die Präsidentenpartei liegt in Umfragen derzeit rund 10 Prozent hinter der rechtsextremen Rassemblement National (bis 2018 Front National), der auch Marine le Pen angehört. In der Nationalversammlung fehlt ihm die absolute Mehrheit. Und im Hintergrund plant Dati schon weiter: Von Präsident Emmanuel Macron soll sie nämlich bereits Unterstützung für ihre Kandidatur als Bürgermeisterin von Paris 2027 ausbedungen haben.