Vor seiner erneuten Rundreise durch den Nahen Osten ist US-Außenminister Antony Blinken mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zusammengetroffen. In Istanbul kamen die beiden am Samstag zu einem Gespräch vor allem über den Gazakrieg zusammen, wie es aus US-Diplomatenkreisen hieß. Auch die türkische Forderung nach einer Lieferung von US-Kampfflugzeugen und der von der Türkei blockierte NATO-Beitritt Schwedens dürften Themen gewesen sein.
Blinken war am Freitagabend in der Türkei gelandet. Am Samstagmorgen traf er zunächst zu einem zweistündigen Gespräch mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan zusammen. In einer knappen Erklärung des türkischen Ministeriums hieß es, es sei dabei um „die humanitäre Krise in Gaza, den schwedischen NATO-Beitrittsprozess, bilaterale und regionale Themen“ gegangen.
Der islamisch-konservative türkische Staatschef bezeichnete Israel als „Terrorstaat“ und als „Kriegsverbrecher“, den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu nannte er „Schlächter von Gaza“ und verglich ihn mit Adolf Hitler. Die im Gazastreifen regierende Hamas würdigte Erdogan hingegen als eine palästinensische „Befreiungsgruppe“. Zudem war Istanbul lange ein politischer Stützpunkt für wichtige Hamas-Vertreter; die USA setzten erst am Freitag ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf fünf Hamas-Mitglieder aus, von denen drei in der Türkei sein sollen.
Beziehungen drastisch verschlechtert
Der Gazakrieg hat daher die Beziehung zwischen der Türkei und Israel drastisch verschlechtert, nachdem es eine kurze Phase der Entspannung zwischen beiden Ländern gegeben hatte. Bei westlichen Verbündeten Israels gibt es kaum Verständnis für die Haltung Erdogans. Die Türkei als NATO-Partner ist aber unter anderem wichtig, weil sie immer noch den NATO-Beitritt Schwedens blockiert und diesen nun im neuen Jahr ermöglichen soll.
Blinken will in den nächsten Tagen in Israel, im Westjordanland und in anderen Ländern der Region darüber beraten, wie eine Ausweitung des Gazakriegs verhindert werden kann. Der US-Außenminister will auch Jordanien, Ägypten, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate besuchen. Der US-Außenminister will demnach die Länder der Region auch aufrufen, ihre diplomatischen Kanäle zu nutzen, um dem Iran zu übermitteln, dass die USA keine Eskalation wollten, aber ihre Interessen verteidigen würden, falls sie angegriffen würden. Im Libanon, in Syrien, im Irak und im Jemen sind pro-iranische Milizen aktiv, die teils immer wieder auch US-Einrichtungen angreifen.
Vor seiner Weiterreise in den Nahen Osten will Blinken am Samstag noch kurz in Griechenland Station machen, das sich wegen einer möglichen Lieferung von F-16-Kampfjets aus den USA an die Türkei sorgt. Danach will er nach Jordanien weiterfliegen.