Es ist noch gut in Erinnerung, wie Papst Franziskus im Jahr 2014 der römischen Kurie 15 Krankheiten attestierte. „Spiritueller Alzheimer“, „Größenwahn“ und „Geschwätzigkeit“, diagnostizierte der Papst damals seinen Mitarbeitern. Das war im zweiten Jahr seines Pontifikats, die Revolution gegen den erstarrten Betrieb im Vatikan und in der katholischen Kirche schien in vollem Gange. Nun, im elften Jahr seines Pontifikats, hat Franziskus eine wesentlich mildere Sicht. „Die Leute in der Kurie sind sehr gutmütig“, sagte er auf die Frage nach seinen Kritikern und Spannungen in der Kirche. „Die Großväter werden gutmütiger“, gestand Franziskus auch mit Blick auf sich selbst.
Weihnachten steht vor der Tür, stehen die Zeichen deshalb auf Entspannung? Das hohe Fest war 2014 bei der Kurienschelte noch kein Anlass für Milde. An diesem Sonntag feiert der Papst seinen 87. Geburtstag – und ist dabei nicht gerade in blendender Verfassung. Im TV-Interview mit dem mexikanischen Sender N+ wurde Franziskus auch nach seiner Gesundheit gefragt, und ob man sich um ihn Sorgen müsse: „Ein bisschen“, antwortete der Papst, der nach einer Bronchitis zwar noch etwas schwach, aber gut gelaunt wirkte. „Das Alter kann man nicht überschminken“, sagte er. Für ihn gelte es, „das Alter zu akzeptieren und seine Gaben zu würdigen“.
2023 war geprägt von gesundheitlichen Problemen
Das Jahr 2023 war kompliziert für Franziskus. Bereits im März war der Papst mit Bronchitis im Krankenhaus, im Juni wurde er erneut wegen einer Darmoperation eingeliefert. Die aktuelle Bronchitis verhinderte Franziskus‘ Reise zum Weltklimagipfel nach Dubai. „Alle Reisen müssen nun überdacht werden“, gestand der Papst. Für das kommende Jahr sagte er eine zweitägige Fahrt nach Belgien zu. Ob geplante Reisen nach Polynesien und in sein Heimatland Argentinien erfolgen können, ist derzeit völlig offen.
Die Feierlichkeiten zu Weihnachten wird Franziskus absolvieren. Immer noch fällt dem Papst nach seiner Bronchitis längeres Sprechen schwer. Das war auch am Mittwoch bei der Generalaudienz zu sehen. Wegen eines Knieleidens betrat Franziskus auf einen Stock gestützt die Audienzhalle im Vatikan. Bis vor Kurzem bewegte er sich nur im Rollstuhl. Die Weihnachtsmesse am 24. Dezember wurde wie 2022 auf 19.30 Uhr vorverlegt, in den Vorjahren begann sie erst um 21.30 Uhr. Am Tag darauf will Franziskus den Segen Urbi et Orbi sprechen. Wegen seiner Atemwegserkrankung sah sich Franziskus Ende November gezwungen, das Angelus-Gebet per Video zu übertragen und die Ansprache einem Kurienmitarbeiter zu überlassen.
„Bitte den Herrn, dass er ‚basta‘ sagt“
Am 31. Dezember wird Franziskus im Petersdom der Vesper und dem Te Deum zum Ende des Kalenderjahres vorstehen. An jenem Tag jährt sich der Tod seines Vorgängers, Benedikt XVI., zum ersten Mal. Ihr Verhältnis sei „sehr eng“ gewesen, berichtete Franziskus. Benedikt habe ihn stets beraten, seinen Rücktritt im Jahr 2013 bezeichnete er als „mutig“. Über das Ende des eigenen Pontifikats und einen möglichen Rücktritt sagte Franziskus in dem TV-Interview: „Mir tut das gut als Beispiel und ich bitte den Herrn, dass er an einem bestimmten Punkt ‚basta‘ sagt, aber wenn er es will.“
Franziskus kam in diesem Zusammenhang auch auf seine eigene Bestattung zu sprechen. Er habe sich mit dem päpstlichen Zeremonienmeister zusammengesetzt und den Begräbnis-Ritus für Päpste „stark vereinfacht“. Franziskus gab bekannt, dass er nicht wie für Päpste üblich in der Grotte des Petersdom beigesetzt werden wolle, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom in der Nähe des Bahnhofs Termini. Mit dieser Kirche und einer byzantinischen Ikone mit dem Namen Maria Salus Populi Romani hat Franziskus eine enge Verbindung.
Bereits als Erzbischof von Buenos Aires kam Jorge Bergoglio sonntags hier zum Beten. Auch am Tag nach seiner Wahl zum Papst sowie vor und nach jeder seiner über 100 päpstlichen Reisen betet Franziskus (inzwischen als Bischof von Rom) zu dem Marienbildnis, das der Gesundheit des römischen Volkes gewidmet ist. Der Papst aus Argentinien ist bekannt für seine Marien-Devotion. An Weihnachten des Jahres 1538 feierte Ignatius von Loyola hier seine erste Messe, Bergoglio ist Jesuit. Sieben Päpste sind hier bestattet, auch der wegen seiner Rolle im Missbrauchsskandal umstrittene frühere Erzbischof von Boston, Bernard Law, hat hier seine letzte Ruhe gefunden. Über seine eigene Grabstätte sagt Franziskus: „Es ist alles vorbereitet.“