Tim Lochner ist in Pirna kein Unbekannter. Der 53-Jährige ist Tischlermeister, sein Betrieb baut Carports aus Holz und restauriert Fachwerkhäuser. Im lokalen Sportverein engagiert sich Lochner als Funktionär, vor knapp zehn Jahren zog er auch erstmals in den Stadtrat ein.

Dass Lochner jetzt zum Oberbürgermeister der 40.000 Einwohner zählenden Stadt im ostdeutschen Sachsen gewählt wurde, sorgt dennoch für Aufregung. Denn der ehemalige CDU-Mann, der schon seit einiger Zeit parteilos ist, trat in Pirna für die AfD an, mit seinem Wahlsieg stellt die Partei, deren sächsischer Landesverband erst vor Kurzem vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde, nun erstmals einen Oberbürgermeister in einer deutschen Stadt.

Lochners Sieg fiel dabei deutlich aus. Er kam auf 38,5 Prozent, die zweitplatzierte CDU-Kandidatin Kathrin Dollinger-Knuth konnte nur 31,4 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Große Pläne wälzt der neue Oberbürgermeister, der an die Verschwörungserzählung von einem gezielten „Bevölkerungsaustausch“ in Deutschland glaubt, derzeit aber noch nicht. So will Lochner zunächst einmal den Dienstwagen des Stadtchefs abschaffen und der Fassade des Rathauses einen neuen Anstrich gönnen. Gleichzeitig versichert er, dass es mit ihm keine Erhöhung der Parkgebühren geben werde.

Die Partei ist nach Lochners Erfolg aber in jedem Fall bis in die Haarspitzen motiviert. Im kommenden Jahr wird in Sachsen – genau wie in Thüringen und Brandenburg – ein neuer Landtag gewählt. In jüngsten Umfragen liegt die AfD gleichauf mit der CDU, die seit 1990 durchgehend den Ministerpräsidenten in Sachsen stellt. „Wir wollen hier in Sachsen gewinnen, wir wollen deutlich gewinnen“, sagte AfD-Landeschef Jörg Urban nach dem Gewinn des Oberbürgermeistersessels in Pirna. „Das ist eine Steilvorlage für uns.“