Wolodymyr Selenskyj ist derzeit auf Besuch bei Joe Biden. Die USA sind noch immer der wichtigste Unterstützer für die Ukraine in deren Abwehrkampf gegen die russische Aggression. Zuletzt hatte Biden seinem ukrainischen Amtskollegen 60 Milliarden Dollar zugesichert, doch im Kongress werden die Mittel derzeit von den Republikanern blockiert. Sie fordern nun strengere Zuwanderungsgesetze in den USA im Tausch gegen neuerliche Finanzmittel für die Ukraine.

Selenskyj auf USA-Besuch

Und während Selenskyj in den USA um die Unterstützung wirbt, haben die Russen die Angriffe in der Ukraine intensiviert. Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer hält im Gespräch mit Armin Wolf in der ZIB2 am Dienstag fest, dass die Unterstützung der Verbündeten jedenfalls elementar für den Fortbestand der Ukraine ist.

„Russland nützt jetzt die Gunst der Stunde und intensiviert seine Angriffe, während die Unterstützung scheinbar nachlässt“, sagt Reisner. Sollte der Westen die Ukraine tatsächlich nicht mehr unterstützen, geht Reisner davon aus, dass die Russen immer weiter in das Land vordringen.

Neben Artillerie- und Luftwaffe brauche die Ukraine derzeit vor allem Munition. Reisner merkt an, dass sich bei Munitionslieferungen zuletzt durch den Konfliktherd im Nahen Osten etwas verschoben habe. Ohne die notwendige Munition könne die Ukraine Russland nicht von weiteren Vorstößen zurückhalten. Darüber hinaus brauche es jedenfalls auch technische Störsysteme, um russische Drohnen abzufangen.

Derzeit kippe das Momentum Richtung Russland, meint Reisner. Dem Aggressor könnte zudem die Zeit zugutekommen. „Wir sehen ganz klar, dass Russland auf Zeit spielt und nun hofft, dass man den Krieg insoweit aussitze, bis der Westen seine Unterstützung für die Ukraine weiter zurückfährt“, analysiert Reisner. Durch Handelsbeziehungen zu China und Indien habe es Russland zudem geschafft, die Sanktionen der EU mehr und mehr zu umgehen. Und während die Ukraine keine militärisch-industrielle Produktion mehr besitzt, da diese durch Angriffe zerstört wurde, erhöht Russland für das kommende Jahr sein Militärbudget weiter und kann auf eine breit aufgestellte Rüstungsindustrie zurückgreifen. Hinzu kommt: „Russland hat auch noch Panzer aus der Sowjetunion, die ebenfalls eingesetzt werden können“, so Reisner.

Ein Sieg für Russland wäre jedenfalls verheerend. Reisner hält fest, dass die westliche Weltordnung mit Meinungsfreiheit, Sicherheit und anderen demokratischen Errungenschaften nur bestehe, da sich Staaten, wie Russland, nicht durchgesetzt hätten.