Als studierter Juristin hätte Liz Magill die ungeheure Sprengkraft einer Anhörung vor dem US-Kongress bewusst sein müssen. Von wegen. Nach heftiger Kritik an ihrem Auftritt zieht die Präsidentin der University of Pennsylvania Konsequenzen und tritt zurück. Eine Begründung nannte sie nicht. Das war auch nicht nötig.

Genozid-Aufrufe am Campus

Am Dienstag wurde die 57-Jährige gemeinsam mit anderen Präsidentinnen von Eliteunis in den Kongress zitiert. Seit dem Hamas-Angriff auf Israel sind US-amerikanische Unis nämlich zum ideologischen Schlachtfeld geworden. Jüdische Studierenden sehen sich mit Morddrohungen konfrontiert, am Campus kommt es zu Genozid-Aufrufen gegen Israelis, aber auch islamophoben Äußerungen. Die hellsten Köpfe des Landes scheinen nicht mehr zwischen Recht und Unrecht, Terrorismus und Frieden für Palästinenser unterscheiden zu können.

Kulturkampf geht weiter

Der republikanisch geführte Bildungsausschuss forderte deshalb klare Antworten. Und Magill, die einst für die legendäre Richterin Ruth Bader Ginsburg arbeitete, versagte. Auf die Frage, ob der „Aufruf zum Völkermord an den Juden“ an ihren Universitäten gegen Richtlinien verstoße, antwortete die Präsidentin (wie auch ihre Kolleginnen) mit: „Es ist eine kontextabhängige Entscheidung.“ Der Schaden war angerichtet. Geldgeber zogen ihre wichtigen Hochschulspenden zurück. Rücktrittsforderungen wurden laut. Magill macht den Anfang. Ob die anderen Präsidentinnen folgen, wird sich zeigen.

Doch hat die Debatte eine weitere Ebene. Die USA befinden sich im Kulturkampf. Das gespaltene Land wird am Campus sichtbar, wo Republikaner sukzessive radikale linke Ideologien verorten. Auch das republikanische Verhör von Magill erinnerte an die tiefen Gräben. Als Neonazis 2017 über den Campus der Universität Virginia marschierten und gegen Juden hetzten, blockierten die Republikaner nämlich eine vergleichbare Anhörung.