Ein paraguayischer Regierungsbeamter wurde gefeuert, nachdem herauskam, dass er eine Absichtserklärung mit Vertretern eines anderen Landes unterzeichnete. Das Problem dabei: das andere Land – die „Vereinigten Staaten von Kailasa“ – existiert nur fiktiv. Das berichtete die „Associated Press“. Vertreten wurde das fiktive Land von einem flüchtigen indischen Guru, der offenbar zuvor schon andere lokale Beamte in Paraguay hinters Licht geführt hatte.
Der Vorfall löste einen Skandal aus – und die entsprechende Portion Spott im Netz. Dem Bericht zufolge ist es nicht das erste Mal, dass selbsternannte Vertreter der Vereinigten Staaten von Kailasa internationale Führungskräfte hinters Licht führen. Anfang dieses Jahres gelang es ihnen, an einer Sitzung eines Ausschusses der Vereinten Nationen in Genf teilzunehmen, und sie unterzeichneten auch Abkommen mit Lokalpolitikern in den Vereinigten Staaten und Kanada. Im März räumte die Stadtverwaltung von Newark in New Jersey ein, dass sie bei der Unterzeichnung eines Partnerschaftsabkommens mit Kailasa betrogen worden war.
Unterschrieben, obwohl er nicht wusste, wo das Land liegen soll
Arnaldo Chamorro wurde am Mittwoch als Stabschef des paraguayischen Landwirtschaftsministeriums abgelöst, kurz nachdem bekannt geworden war, dass er am 16. Oktober eine „Proklamation“ mit Vertretern der Vereinigten Staaten von Kailasa unterzeichnet hatte. Darin wurde der „aufrichtige Wunsch und die Empfehlung an die Regierung Paraguays geäußert, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Staaten von Kailasa zu erwägen, zu prüfen und aktiv anzustreben und die Aufnahme der Vereinigten Staaten von Kailasa als souveräner und unabhängiger Staat in verschiedene internationale Organisationen zu unterstützen, unter anderem auch in die Vereinten Nationen“, heißt es in einer Kopie des Abkommens, die in den sozialen Medien veröffentlicht wurde.
Vertreter des fiktiven Landes trafen sich mit Chamorro und Landwirtschaftsminister Carlos Giménez. In einem Radiointerview räumte Chamorro ein, dass er nicht wisse, wo sich Kailasa befinde, und sagte, er habe eine „Absichtserklärung“ unterschrieben, weil man Paraguay angeboten habe, bei einer Reihe von Problemen zu helfen, unter anderem bei der Bewässerung.
Auf der Website von Kailasa wird das fiktive Land als die „Wiederbelebung der alten aufgeklärten Hindu-Zivilisationsnation beschrieben, die von vertriebenen Hindus aus aller Welt wiederbelebt wird“. Es wird von einem selbsternannten Guru, Nithyananda, angeführt, der in Indien wegen mehrerer Anklagen, darunter sexueller Übergriffe, gesucht wird. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.