„Hallo, meine geliebte und weltbeste Schwester“. So fingen die Briefe an, die Maria Kolesnikowa aus dem Strafgefangenenlager an ihre Schwester Tatsiana schrieb. Maria, die ältere, kämpferische, mit den hellen Haaren. Tatsiana, die jüngere, mit braunen Locken, die Schwester, die weniger im Rampenlicht stand. Maria nummerierte ihre Briefe, damit Tatsiana wusste, wenn ihr einer wieder nicht zugestellt wurde. Ende Jänner dann: der letzte Brief an Tatsiana. Mitte Februar dann noch einige Zeilen von Maria an ihren Vater: „Lieber Papa, ich umarme Dich ganz fest! Deine Tochter“. Danach und bis heute: Schweigen.