Sie studierte in St. Petersburg Regie und Anthropologie, schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab, arbeitete als Künstlerin und Musikerin. 2014 wurde Alexandra Skotschilenko mit einem berührenden Buch international bekannt, in dem sie mithilfe von Comics das Thema Depression beschreibt: Heldin ihrer Geschichte ist das Mädchen Sascha, das mit depressiven Episoden und einer bipolaren Störung zu ringen hat.

Jetzt ist alles anders. Obwohl Skotschilenko selbst unter einer Reihe gesundheitlicher Probleme leidet und ärztliche Unterstützung benötigt, wurde die 33-Jährige nun von einem Gericht in Russland zu sieben Jahren Haft verurteilt. „Ich unterstütze den Krieg in der Ukraine nicht. Ich bin heute auf die Straße gekommen, um das so laut zu sagen.“ Diese Worte hatte Alexandra Skotschilenko 2022 auf Instagram gepostet. Verboten im heutigen Russland.

Die Toten von Mariupol

Damals wurde sie zu einer Geldstrafe verurteilt. Doch die junge Frau wollte sich nicht so schnell mundtot machen lassen. Sie fand andere Wege. Im März tauchten in Geschäften einer Supermarktkette anstelle der Preisschilder auf Waren Zettel mit Botschaften auf: „Die russische Armee hat die Kunstschule in Mariupol bombardiert. Während des Bombenangriffs hatten dort 400 Menschen Zuflucht gesucht“, stand darauf. Und: „Putin lügt uns seit 20 Jahren an. Das Ergebnis dieser Lüge ist unsere Bereitschaft, den Krieg zu rechtfertigen.“ Eine Supermarkt-Besucherin beobachtete die Aktion, erstattete Anzeige bei der Polizei. Wenig später wurde Skotschilenko festgenommen.

In einem ihrer Briefe aus der Haft schrieb die junge Frau, die mit einer Lebenspartnerin zusammenlebte: „Wie sich herausstellt, verkörpere ich alles, was für Putins Regime unerträglich ist: Kreativität, Pazifismus, LGBT, psychologische Aufklärung, Feminismus, Humanismus und Liebe zu allem Hellen, Uneindeutigen und Ungewöhnlichen.“