Das ukrainische Militär ist im Kampf gegen die russischen Invasionstruppen nach eigener Darstellung im Süden des Landes am Dnipro weiter auf dem Vormarsch. Nach dem Vorstoß über den Fluss meldete es am Freitag „eine ganze Reihe erfolgreicher Einsätze“ am Ostufer in der teilweise von Russland besetzten Region Cherson. Es sei gelungen, einige Brückenköpfe zu errichten. Weitere Einsätze am Ostufer seien im Gange.

Am Mittwoch hatte der von der russischen Besatzungsmacht installierte Gouverneur von Cherson, Wladimir Saldo, erstmals eingeräumt, dass ukrainische Streitkräfte den Fluss überquert haben. Bisher verlief die südliche Front zu weiten Teilen entlang des Dnipro (russisch Dnjepr). Der breite Strom, der ins Schwarze Meer fließt, teilt die Region Cherson und war zuletzt auch eine große natürliche Barriere an der Front. Sowohl die Ukraine als auch Russland haben für sich reklamiert, der jeweils anderen Seite dort schwere Verluste zugeführt zu haben.

Vorstoß von großer Bedeutung

Ein Vorstoß über den Dnipro ist für die ukrainische Armee von entscheidender Bedeutung. Der Transport schwerer militärischer Ausrüstung und von Vorräten über den Fluss könnte es den ukrainischen Truppen ermöglichen, eine neue Angriffslinie im Süden auf dem direktesten Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu eröffnen, die 2014 von Russland annektiert wurde.

Der Vormarsch in der Region Cherson erfolgt nach monatelangen Kämpfen im Rahmen einer ukrainischen Gegenoffensive im Südosten und Osten, die den von der Regierung in Kiew erhofften Durchbruch bisher nicht gebracht haben. Die russischen Streitkräfte haben rund 17 Prozent der Ukraine besetzt. Sie sind derzeit im Osten erneut in der Offensive, unter anderem in der Gegend der ukrainisch kontrollierten Stadt Awdijiwka und in der Nähe der russisch kontrollierten Stadt Bachmut. Dort kommt es nach jüngsten Angaben des ukrainischen Militärs gegenwärtig auch zu einigen der bisher heftigsten Schlachten. Insgesamt tobten den Angaben zufolge aber entlang der gesamten Front vom Osten bis zum Süden Kämpfe.

Russische Drohnenangriffe abgewehrt

Die ukrainische Luftwaffe wehrte in der Nacht auf Freitag unterdessen nach eigenen Angaben russische Drohnenangriffe über den Regionen Mykolajiw und Odessa im Süden ab. Auch bei Schytomyr im Zentrum und in der Region Chmelnyzkyj im Westen des Landes seien Drohnen abgefangen worden, teilte die Luftwaffe mit. Neun von zehn Drohnen seien abgeschossen worden. Die russischen Streitkräfte hätten zudem nahe der Front in der Region Donezk im Osten mehrere C-300-Raketen abgefeuert.

Seit Juli hat Russland seine Angriffe auf ukrainische Häfen, insbesondere Odessa, und die Infrastruktur für die Lagerung und Ausfuhr von Getreide verstärkt. Auch Anlagen der ukrainischen Energieversorgung werden immer wieder angegriffen.