Für den Kosovo ist ein EU-Beitritt vorerst nicht absehbar. Das 2008 als unabhängig deklarierte Land hatte im Vorjahr sein Gesuch zu einem möglichen Beitritt zur Staatengemeinschaft abgegeben, derzeit ist der Kosovo aber nur ein potenzieller und nicht formaler Beitrittskandidat – auch weil der Konflikt mit Serbien weiter die Lage am Balkan bestimmt.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Nachdem serbische Paramilitärs einen kosovarischen Polizisten vor wenigen Wochen erschossen haben, gehen die Wogen weiter hoch. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić verteidigte den Schritt und sprach von einer Reaktion auf das kosovarische Vorgehen.

„Serbiens Fingerabdrücke sind überall auf diesem Vorfall, die EU und die USA müssen das verurteilen“, sagte der kosovarische Regierungschef Albin Kurti im Interview in der ZiB 2. Laut ihm wolle Serbien nun wieder den Nordkosovo einnehmen, um die Gebietsverluste während des Jugoslawien-Krieges zu kompensieren. Auch wenn im Kosovo derzeit unzählige Nato-Soldaten aktiv sind, sieht Kurti die Gefahr eines Einmarsches der Serben. So hätte sich zuletzt seiner Ansicht nach vermehrt gezeigt, dass „Serbien wieder zurück in die 1990er-Jahre will“.

Kompromiss nicht in Sicht

Vor zehn Jahren wurde vonseiten des Kosovos eine Vereinbarung mit Serbien geschlossen, im Norden eine Region für Serben zu schaffen. Kurti ist diesen Schritten nie nachgekommen, auch weil der Verfassungsgerichtshof Kosovos die Vereinbarung für verfassungswidrig erklärt hatte, sagt er. „Eine Art Staat im Staat wird es im Kosovo nicht geben“, sagte Kurti.

Dass die EU nun der Ukraine in ihrem neuesten Beitrittsbericht ein gutes Zeugnis erteilt hat, stört Kurti nicht. Er sei froh über diesen Schritt. Er wünsche sich jedoch nur, dass auch die Fortschritte Kosovos respektiert würden und so das Land, das nicht von allen EU-Mitgliedern anerkannt wird, der Gemeinschaft beitreten kann.