Der bewaffnete Flügel der radikal-islamischen Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, im Gegenzug für eine fünftägige Waffenruhe bis zu 70 im Gazastreifen festgehaltene Frauen und Kinder freizulassen. „Der Waffenstillstand sollte eine vollständige Feuerpause und die Zulassung von Hilfsgütern und humanitärer Hilfe im gesamten Gazastreifen beinhalten“, so Abu Ubaida, der Sprecher der Kassam-Brigaden in einer Audioaufnahme, die auf dem Gruppen-Telegram-Kanal veröffentlicht wurde.

Israel erobert Parlament

Er beschuldigte zudem Israel, den Preis für das Abkommen „hinauszuzögern und sich zu drücken“. Nach Medienberichten nahmen israelische Truppen unterdessen das Parlamentsgebäude in der Stadt Gaza ein. In sozialen Medien kursierte Montagabend ein Foto, das Soldaten der Infanterieeinheit Golani mit israelischen Flaggen in dem Sitzungssaal des Legislativrats im Viertel Rimal zeigte. Die islamistische Hamas hatte 2006 bei Parlamentswahlen gegen die gemäßigtere Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas gesiegt.

Ein Jahr später übernahm die Hamas gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens. Seit der Machtübernahme der Hamas gab es de facto zwei getrennte Regierungen - eine in Gaza und eine in Ramallah. Seit Beginn des Bruderkriegs zwischen den beiden rivalisierenden Palästinenserorganisationen gab es auch keine neuen Parlaments- oder Präsidentenwahlen mehr. Der Legislativrat tagte seit Machtübernahme der Hamas in Gaza im Juni 2007 nicht mehr. Ende 2018 hat Abbas ihn für aufgelöst erklärt. Das Parlamentsgebäude in Gaza wurde nur noch von Hamas-Abgeordneten genutzt.

Zuvor hatte bereits der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant mitgeteilt, dass die islamistische Palästinenserorganisation Hamas „die Kontrolle“ im Gazastreifen verloren hat. Die Hamas-Kämpfer seien dabei, in den Süden des Palästinensergebiets zu flüchten, Zivilisten plünderten Hamas-Stützpunkte, sagte Gallant am Montag in einem von israelischen Fernsehsendern ausgestrahlten Video. Die Zivilbevölkerung habe „kein Vertrauen mehr in die Regierung“ der Hamas im Gazastreifen.

Hamas-Kämpfer flohen aus Gaza

Bei Kämpfen beim Al-Kuds-Krankenhaus wurden nach israelischen Armeeangaben etwa 21 Terroristen getötet. Israelische Soldaten seien von Terroristen mit zwei Panzerfäusten und kleineren Waffen aus dem Eingangsbereich des Krankenhauses in Gaza beschossen worden, teilte die Armee am Montag mit. Die Angreifer hätten sich unter eine Gruppe von Zivilisten gemischt. Die Soldaten hätten zurückgeschossen und seien auch durch die Luftwaffe unterstützt worden.

Weitere Terroristen seien aus angrenzenden Gebäuden gekommen, hätten sich ebenfalls unter Zivilisten gemischt und die Soldaten beschossen. Die Angreifer mit den Panzerfäusten hätten sich nach dem Beschuss wieder in dem Krankenhaus versteckt. Während des Gefechtes seien etwa 21 Terroristen getötet worden. Die israelische Armee habe keine Verluste erlitten. Ein Panzer sei beschädigt worden.

„Dieser Vorfall ist ein weiteres Beispiel für den anhaltenden Missbrauch der Hamas von zivilen Strukturen, inklusive Krankenhäusern, um Angriffe auszuführen“, teilte die Armee mit. Das Krankenhaus ist mit 700 Betten der wichtigste Klinikkomplex im Gazastreifen und bietet Notfall- und chirurgische Versorgung. Israel wirft der Hamas vor, das Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum zu missbrauchen. Nach Hamas-Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf das Flüchtlingslager Jabalia im Gazastreifen mindestens 30 Palästinenser getötet. Zahlreiche weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es.

Seit Beginn der Bodeneinsätze im Gazastreifen vor rund zwei Wochen führte das israelische Militär eigenen Angaben zufolge insgesamt 4.300 Angriffe aus. Daran seien die Luftwaffe und Bodentruppen beteiligt gewesen, teilte die Armee mit. Dabei seien unter anderem Hunderte Abschussstellungen für Panzerabwehrraketen getroffen worden sowie rund 300 Tunnelschächte. Bei rund 3.000 Zielen habe es sich um „terroristische Infrastruktur“ gehandelt. Wie das Medienbüro der radikal-islamischen Hamas mitteilte, sind bei israelischen Luftangriffen mindestens 11.240 Palästinenser ums Leben gekommen. Davon seien 4.630 Kinder, hieß es.
Israel stellt sich nach Worten des Außenministers Eli Cohen darauf ein, dass binnen zwei bis drei Wochen der internationale Druck auf sein Land wegen des Gazakriegs deutlich steigen wird. Cohen sagte dies nach Medienberichten bei einem Gespräch mit Journalisten in Jerusalem. Anschließend stellte Cohen klar, es gebe aus seiner Sicht „keine laufende Sanduhr“. Israel werde weiterkämpfen, „bis wir die Hamas zerstört und die Geiseln zurückgebracht haben“, twitterte er auf X.