Dass es schwierig werden würde, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, war schon im Vorfeld klar gewesen. So saßen beim von Saudi-Arabien ausgerichteten Gipfel zum Gaza-Krieg zwar nur islamische Staaten am Verhandlungstisch, doch die knapp zwei Dutzend Länder der Region haben vor allem was das Verhältnis zu Israel betrifft ganz unterschiedliche Positionen. Ägypten, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Marokko haben etwa Friedensverträge mit dem jüdischen Staat und wollen trotz aller Kritik am israelischen Vorgehen in Gaza ihre Beziehungen zu Israel nicht abbrechen. Der Iran, der zu den wichtigsten Unterstützern der Hamas im Gaza-Streifen gehört, möchte Israel dagegen von der Landkarte tilgen.
Entsprechend geriet das Treffen in Riad auch zu einer Darlegung der jeweiligen Positionen. Während der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, betonte, sein Land setze sich für die Freilassung der von der Hamas verschlepptenGeiseln ein, rief der iranische Präsident Ebrahim Raisi die muslimischen Länder auf, Öl- und Warensanktionen gegen Israel zu verhängen. „Es gibt keinen anderen Weg, als sich Israel zu widersetzen“, erklärte Raisi. Die radikal-islamische Hamas lobte er für ihren Krieg gegen Israel. „Wir küssen der Hamas die Hände für ihren Widerstand gegen Israel.“
Einigkeit unter den islamischen Staaten gab es aber bei der Forderung nach einem Waffenstillstand und der Ausrichtung einer internationalen Friedenskonferenz. Die Konferenz müsse so schnell wie möglich abgehalten werden, um einen Friedensprozess „auf der Grundlage des Völkerrechts und internationaler Beschlüsse“ in Gang zu bringen, heißt es in der Abschlusserklärung des Gipfels.
Treffen der großen Erzrivalen
Eine Annäherung anderer Art gab es dafür am Rande des Gipfels. So sind in Riad Raisi und der der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman erstmals seit der Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen zusammengetroffen. Die beiden rivalisierenden Regionalmächte hatten sich erst im März durch die Vermittlung Chinas wieder angenähert. Im September entsandten sie Botschafter in das jeweils andere Land. Zuvor herrschte zwischen den beiden Ländern eine siebenjährige diplomatische Eiszeit.