Der Vorfall

Am Freitag (3. November 2023) kam es um 16.30 Uhr (Lokalzeit) zu einem Angriff auf einen Krankenwagen in Gaza-Stadt. Ein Hamas-Sprecher behauptete, dass dabei ein Rettungskonvoi, der Verwundete vom Al-Shifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza zur ägyptischen Grenze transportieren sollte, zweimal von den israelischen Streitkräften (IDF) gezielt angegriffen worden sei. Ein Fahrzeug soll direkt getroffen worden sein, als es sich vor dem Spital befand. Unterschiedlichen palästinensischen Angaben zufolge kamen dabei 13 beziehungsweise 15 Menschen ums Leben, 26 beziehungsweise 60 weitere wurden demnach verletzt.

Die Behauptungen

Die IDF geben den gezielten Beschuss von einem Krankenwagen zu, behaupten allerdings, dass eine Terrorzelle der Hamas von dem Wagen aus operiert hätte, bei dem Angriff seien Hamas-Kämpfer getötet worden. Beweise für diese Aussagen hat Israel bisher noch nicht vorgelegt. Laut IDF nützt die Hamas Krankenwagen, um Kämpfer und Waffen zu transportieren. Der Hamas-Vertreter Izzat El Reshiq widersprach den Aussagen Israels, die Behauptungen seien „unbegründet“. Die IDF betonten, dass das betroffene Gebiet des Gazastreifens Kriegsgebiet wäre und Zivilisten wiederholt aufgefordert worden seien, das Gebiet zu evakuieren.

Auf mehreren Fotos und Videos ist ein leblos neben dem Krankenwagen liegendes Pferd zu sehen. Auf Social Media wurde das zum Anlass für Spekulationen genommen, dass es sich bei dem Vorfall um einen Zusammenstoß mit dem Pferd handeln könnte. Dieser Rückschluss scheint nach Durchsicht des Bildmaterials nicht plausibel.

Die Fakten

  • Fotos verschiedener Nachrichtenagenturen sowie Videos auf Social Media von dem Vorfall zeigen einen beschädigten Krankenwagen und chaotisch wirkende Szenen ringsum. Auf dem Bildmaterial sind in der Nähe des Krankenhauses, vor dem sich der Krankenwagen befand, verwundete und leblose Körper zu sehen, darunter auch Kinder.
  • Waffen beziehungsweise Personen in Kampfbekleidung sind auf dem Bildmaterial nicht zu erkennen.
  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bestätigte, über den geplanten Konvoi informiert gewesen zu sein, war demnach aber nicht daran beteiligt.

Reaktionen

Nach dem Vorfall sind Ausreisen aus dem Gazastreifen vorerst gestoppt worden. Betroffen sind verletzte Palästinenser ebenso wie Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft. Aus Sicherheitskreisen in Gaza hieß es, dass Verwundete zunächst nach Ägypten gebracht werden sollen.

UNO-Generalsekretär António Guterres und der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, zeigten sich vom Beschuss des Krankenwagens „entsetzt“. Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan warf Guterres daraufhin vor, dass er „völlig die Tatsache ignoriert, dass die Hamas Krankenwagen absichtlich für Terrorziele missbraucht“.

Fazit

Auch wenn viele Berichte zeigen, dass die Hamas palästinensische Zivilisten und zivile Infrastruktur als „Schutzschild“ gegen israelische Angriffe verwendet, gibt es in diesem konkreten Fall derzeit keine belastbaren Hinweise, dass dem so war.