Auf der Suche nach Israelis und Juden haben in Russland Dutzende Männer in der mehrheitlich muslimischen Republik Dagestan den Hauptstadtflughafen gestürmt. Dabei seien am Sonntag in Machatschkala mehrere Menschen verletzt worden, teilte am Abend das Gesundheitsministerium in Dagestan mit. Zuvor hatten Gerüchte über eine ankommende Maschine aus Israel die Runde gemacht. Die USA verurteilten den Vorfall, Israel forderte Russland zum Schutz seiner Staatsbürger auf.
Die Angreifer stürmten laut Medienberichten sowohl auf das Rollfeld als auch das Dach des Flughafens von Machatschkala. Im Online-Netzwerk Telegram veröffentlichte Videos zeigten, wie Männer Zäune durchbrachen, Türen im Terminal eintraten und versuchten, Autos beim Verlassen des Flughafens zu kontrollieren. Bei dem Sturm habe es „Verletzte gegeben, die medizinische Hilfe bekommen“, erklärte am Abend das Gesundheitsministerium ohne weitere Details.
Männer wollten Reisepässe von Passagieren kontrollieren
Laut dem unabhängigen Medium Sota war es zuvor zu einer Demonstration vor dem Flughafen gekommen. Dabei hätten die Männer versucht, auf der Suche nach israelischen Staatsbürgern, beziehungsweise Juden, die Reisepässe von Passagieren zu kontrollieren. Auf Videos war zu sehen, wie einer ein Schild mit der Aufschrift „Kindermörder haben keinen Platz in Dagestan“ hochhielt. Andere riefen demnach „Allahu Akbar“ (Gott ist groß). Die Echtheit der Videos konnten zunächst nicht überprüft werden.
Nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde wurde der Flughafen von Machatschkala vorläufig geschlossen und Sicherheitskräfte vor Ort entsandt. Die Lage sei wieder unter Kontrolle, berichtete die Regierung der Kaukasusrepublik auf Telegram. Sie rief den Mob auf, alle „illegalen Akte“ einzustellen. Zugleich erklärten die Behörden offensichtlich mit Blick auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas, dass es „für jeden von uns nicht einfach ist, dem Massaker einer Zivilbevölkerung, des palästinensischen Volkes, beizuwohnen“.
Am späten Abend dann erklärte die russische Luftfahrtbehörde, dass der Flughafen „frei von Staatsbürgern ist, die ohne Erlaubnis eingedrungen sind“. Der Airport werde bis zum 6. November geschlossen bleiben.
Dagestans Gouverneur: „Was auf unserem Flughafen passiert ist, ist unerhört“
Dagestans Gouverneur Sergej Melikow kündigte seinerseits an, dass alle Teilnehmer des Sturms auf den Flughafen bestraft werden sollten. „Alle Einwohner Dagestans fühlen mit dem Leid der Opfer des Handelns verwerflicher Menschen und Politiker und beten für Frieden in Palästina“, schrieb er auf Telegram. „Aber was auf unserem Flughafen passiert ist, ist unerhört und muss von den Strafverfolgungsbehörden geahndet werden.“
Laut der Website Flightradar war ein Flug der russischen Fluggesellschaft Red Wings aus Tel Aviv um 19.00 Uhr Ortszeit in Machatschkala gelandet. Sota zufolge handelte es sich um einen Transitflug, der um 21.00 Uhr nach Moskau weiterfliegen sollte. Ob sich die Maschine nach der Sperrung des Flughafens noch auf dem Rollfeld befand und was mit den Passagieren war, blieb zunächst unklar.
Israel rief nach dem Vorfall Russland zum Schutz aller israelischen Staatsbürger auf. Sein Land erwarte von den russischen Behörden, dass sie „alle israelischen Bürger und alle Juden schützen und entschlossen gegen die Randalierer sowie gegen die Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden und Israelis vorgehen“, erklärte das Büro von Premierminister Benjamin Netanyahu.
Die USA verurteilten die „antisemitischen Proteste“ in Dagestan. „Die USA stehen unmissverständlich an der Seite der gesamten jüdischen Gemeinschaft angesichts des weltweiten Anstiegs des Antisemitismus“, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson, im Onlinedienst X, ehemals Twitter.
Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) meldete sich auch auf X zu Wort. Auf Englisch ließ er wissen: „Die Bilder vom Flughafen #Machatschkala in #Dagestan sind zutiefst erschreckend. Sie erinnern uns an die dunkelsten Zeiten. Österreich bekennt sich zum Kampf gegen #Antisemitismus in all seinen Formen, egal wo und wann, und lehnt jede Aufstachelung zur Gewalt ab. #NeverAgain ist jetzt.“