US-Präsident Joe Biden hat in Indien die Beziehung zum bevölkerungsreichsten Land der Erde weiter gestärkt. Indiens Premier Narendra Modi empfing den 80-Jährigen am Freitagabend (Ortszeit) in seiner Residenz in Neu-Delhi – das Treffen am Vorabend des G20-Gipfels fand hinter verschlossenen Türen statt. Die beiden Länder vereinbarten eine stärkere Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Raumfahrt und Forschung, wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorging.

Zwischen Biden und Modi gebe es eine "unbestreitbare Wärme" und "Vertrauen", sagte ein US-Regierungsvertreter nach dem Treffen. "Ich glaube, dass die wichtigste bilaterale Beziehung im 21. Jahrhundert für die Vereinigten Staaten die mit Indien sein wird", sagte er weiter. Biden weise Modi aber regelmäßig auf die "Bedeutung der Gesundheit der Demokratie" hin. Er tue dies jedoch nicht in einer Weise, die den Eindruck erwecke, dass ein Land ein anderes belehre. Indien sei dabei, sich zu entwickeln. In der gemeinsamen Erklärung hieß es, dass beide Länder die gemeinsamen Werte "Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Integration, Pluralismus und Chancengleichheit für alle Bürger" für entscheidend hielten.

Indien sucht Beziehung zu den USA

Bidens Regierung versucht offensiv, Indien als wichtigen Akteur im Indopazifik und auf der internationalen Bühne stärker an sich zu binden. Ziel ist es, dem Machtstreben Chinas in der Region etwas entgegenzusetzen. Auch Modi, dessen Land traditionell blockfrei ist, sucht verstärkt Beziehungen zu den USA – angesichts sehr angespannter Beziehungen zu Peking.

Biden will am Wochenende in Neu-Delhi am Gipfel führender Industrie- und Schwellenländer (G20) teilnehmen. Chinas Staatschef Xi Jinping und Kremlchef Wladimir Putin hatten ihre Teilnahme an dem Treffen im Voraus abgesagt. "Ich denke, es ist eine Enttäuschung für Indien, dass sowohl Russland als auch China nicht anwesend sind", sagte der US-Vertreter. Mit Blick auf eine gemeinsame Gipfel-Abschlusserklärung sagte er, dass Dinge sich oftmals erst im letzten Moment ergeben würden.

Vor dem Treffen zwischen Modi und Biden hatte es seitens der US-Presse große Kritik gegeben, weil der Zugang für die Medien stark eingeschränkt wurde. Seit 2014 ist Modi von der hindunationalistischen BJP Premierminister des Landes. In seiner Amtszeit fiel Indien auf Ranglisten zu Demokratie oder Pressefreiheit mehrere Plätze zurück.

Das Weiße Haus hatte versucht, die Journalistinnen und Journalisten zu beschwichtigen. "Dies ist kein typischer bilateraler Besuch in Indien, bei dem die Treffen im Büro des Premierministers stattfinden und es ein richtiges Programm gibt", sagte Bidens Berater Jake Sullivan vor dem Treffen. Modi sei der Gastgeber des G20, der eine "beträchtliche Anzahl von Staatsoberhäuptern in seinem Haus" empfange. Er lege daher die Regeln für den Ablauf fest, so Sullivan.

Modi war im Juni mit viel Pomp von Biden als Staatsgast im Weißen Haus empfangen worden. Damals fand auch eine gemeinsame Pressekonferenz statt, für Modi sehr ungewöhnlich – dieser stellt sich nur selten den Fragen von Journalisten. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte Freitag früh bei einer Pressekonferenz gesagt, dass Indien das Land sei, das sie während ihrer Amtszeit bisher am häufigsten besucht habe.