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Im Sommer zieht es unzählige Menschen in unser Land. Sie wollen die schöne Natur erleben, eine von Bauernhand geschaffene Kulturlandschaft. Niemand, der bei uns an einem Wirtshaustisch Platz nimmt und sich am Blick auf Almen, Wiesen und Weiden erfreut, genießt Rindfleisch aus Massentierhaltung in Südamerika, Eier aus türkischer Käfighaltung oder Käse von dänischen Milchfarmen. Er möchte hier erzeugte Lebensmittel mit hoher Qualität.

Wir sind der Feinkostladen Europas. Die Landwirtschaft, die Bäuerinnen und Bauern bilden das Fundament dafür, das ganze Land profitiert davon. Es ist ein Kreislauf, der nur funktioniert, wenn alle Partner an einem Strang ziehen.

Konsumenten haben das gute Recht, zu erfahren, was sie serviert bekommen. Das ist auch ihr Wunsch, wie eine Umfrage von GfK Fessel im Auftrag der Landwirtschaftskammer belegt: 79 Prozent der Befragten wollen wissen, woher Milch, Fleisch und Eier stammen. Regionalität liegt klar im Trend. Die Entscheidung dafür kann man beim Einkauf selbst treffen, nicht aber in Esslokalen. Daher sage ich klar „Ja“ zu einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie.
Wir Bauern erwarten uns, dass diese unsere Produkte verwendet. Viele tun es – herzlichen Dank! Aber Zahlen zeigen, dass an einer gesetzlichen Regelung kein Weg vorbeiführt: Jährlich importiert etwa Kärnten Milch, Fleisch und Eier im Wert von rund 130 Millionen Euro aus dem Ausland. Vieles davon findet sich in Gasthäusern wieder. Dabei bringt jeder Prozentpunkt heimischer Lebensmittel mehr auf den Tellern laut einer Wifo-Studie rund acht Millionen Euro mehr Wertschöpfung in Kärnten.

Die Verfügbarkeit dieser hochwertigen, regional hergestellten Lebensmittel ist in Österreich absolut gegeben. Ihre Vorteile sind groß: Sie kommen aus nachhaltiger bäuerlicher Produktion statt aus der Anonymität der Agrarindustrie und entsprechen hohen Umweltauflagen. Milch, Fleisch und Eier aus Österreich sind Klimaschutzeuropameister: Sie weisen ein Drittel weniger CO2-Emissionen als im EU-Durchschnitt auf. Rindfleisch aus Österreich steht mit 14 kg CO2 pro Kilogramm Fleisch jenem aus Brasilien mit 80 kg CO2 pro Kilogramm Fleisch gegenüber. Auch bei Tierwohlstandards sind wir Vorreiter: In einem weltweiten Ranking, dem Animal Welfare Index, landete Österreich mit Schweden an der Spitze.

Positive Rückmeldungen von Gastronomen, die bereits am Herkunftskennzeichnungssystem „Gut zu wissen“ teilnehmen, sprechen für sich. In der Schweiz gilt die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie seit Jahren. Das haben sich auch unsere Konsumenten und Bauern verdient.

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Die Berichterstattung der vergangenen Tage über Kebabspieße, die mit Salmonellen kontaminiert waren und vermutlich aus Polen stammen, ist für die Landwirtschaftskammer ein willkommener Anlass, um eine altbekannte Forderung als vermeintlichen „Lösungsansatz“ aufs Tapet zu bringen: den Ruf nach einer generellen Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie.

Das ist eine glatte Themenverfehlung. Dabei wird nämlich bewusst ausgeblendet: Die Herkunft eines Produktes alleine hat mit dessen Hygiene- und Produktionsstandards nichts zu tun!
Was die Tierhaltung und Lebensmittelsicherheit anbelangt, gibt es bekanntlich in der gesamten Europäischen Union einheitliche Standards. Entscheidend ist, dass diese Regeln auch in allen EU-Mitgliedstaaten gleichermaßen kontrolliert und bei Verstößen sanktioniert werden. Falls dies in einzelnen Ländern nicht funktioniert, müssen Importe eben strenger kontrolliert werden.

Ein Alleingang mit einer national verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für die österreichische Gastronomie würde weder die Sicherheit der Lebensmittel noch das Tierwohl verbessern. Eine sehr negative Auswirkung wäre in einem solchen Fall hingegen gewiss: Für die vielen kleinen Gastronomiebetriebe in Österreich wäre eine derartige Verpflichtung eine weitere enorme bürokratische Hürde.
Statt zusätzliche Belastungen zu erfinden, sollte stärker darauf hingearbeitet werden, dass bereits funktionierende freiwillige Modelle zur Herkunftskennzeichnung attraktiver werden und zum Einsatz kommen können.

Denn aktuell ist die heimische Landwirtschaft in Österreich gar nicht in der Lage, den Bedarf der Lebensmittelversorgung in allen Bereichen zu decken. Wenn die Verfügbarkeit von heimischen Produkten allerdings nicht gegeben ist, führt eine Verpflichtung zwangsläufig zu weiterer Verknappung und damit zu einem allgemeinen Preisanstieg.
Die Herkunft eines Lebensmittels sagt zudem nichts darüber aus, wie ein Tier aufgezogen oder ein Lebensmittel produziert wurde. So werden auch in Österreich nach wie vor Tiere nicht artgerecht gehalten oder mit Antibiotika belastet.

Hier gilt es in erster Linie anzusetzen, alles andere sind lediglich Ablenkungsmanöver von diesem zentralen Punkt. Denn am Ende entscheidet immer der Gast: Wenn die Kundinnen und Kunden in der österreichischen Gastronomie heimische Produkte verstärkt nachfragen und bereit sind, sich diese zu leisten, dann werden diese in der Gastronomie auch angeboten.
Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sagt jedenfalls nichts über die Qualität von Lebensmitteln aus.