Der russische Söldnerführer Jewgeni Prigoschin soll zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland getötet worden sein. Prigoschins Name stehe auf der Passagierliste, teilte laut russischen Agenturen die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch mit.

Doch ist damit nicht bewiesen, dass der Oligarch wirklich an Bord war. Eine offizielle Bestätigung für seinen Tod seitens der Behörden gibt es nicht, auch wenn der Wagner nahestehende Telegram-Account Grey Zone seinen Tod meldete. Eine Obduktion der Leichen steht noch aus. 

Vor dem ehemaligen Hauptquartier der Gruppe Wagner in St. Petersburg haben sich indes bereits zahlreiche Wagner-Anhänger eingefunden, um Blumen und Kerzen niederzulegen. Die Frage, wie die Wagner-Söldner sowie Anhänger der Gruppe reagieren werden, hängt vielerorts in der Luft. So kursierten bereits auf Telegram-Kanälen Videos, in denen vermummte Wagner-Kämpfer dazu aufrufen "den Kampf gegen Putin fortzuführen". 

Trauer bei Wagner-Anhängern
Trauer bei Wagner-Anhängern © APA/AFP/STRINGER

Politologe Mangott zum Flugzeugabsturz

Politikwissenschaftler Gerhard Mangott (Universität Innsbruck) hielt in der ZiB 2 im Gespräch mit Armin Wolf am Mittwoch die Unfalltheorie für "sehr, sehr unwahrscheinlich, ausgerechnet zwei Monate nach der Meuterei von Prigoschin." Er gehe vom Tod des Anführers der Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, aus. Außerdem sollen mehrere Kommandeure der Wagner-Truppe an Bord gewesen sein.

Nun sei die Wagner-Truppe "enthauptet und nicht mehr handlungsfähig", Mangott rechnet mit keinem zweiten "Marsch auf Moskau" der Söldnertruppe. Der Politikwissenschafter weiter: "Wenn Wladimir Putin diesen Mord angeordnet hat, ist das ein Signal der Stärke auch an die eigene Führungsebene – dass er das tut, was er immer angekündigt hat, Verräter zu liquidieren." Es sei auch ein "Signal an die Zweifler im eigenen Land".

"Nicht überraschend, dass das geschehen ist"

Auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) sprach im ZiB-2-Studiogespräch mit Wolf zum mutmaßlichen Tod von Jewgeni Prigoschin. "Es ist nicht überraschend, dass das geschehen ist", sagte Schallenberg. "Vergeben und vergessen sind keine starken Eigenschaften des Präsidenten der Russischen Föderation", so Schallenberg. Noch aber gebe es "keine belegbaren Beweise".

Schallenberg zum Flugzeugabsturz

Mögliche Wagner-Inszenierung?

Unterdes wird in den sozialen Medien diskutiert, ob es sich um eine Verschleierungsaktion gehandelt haben könnte, um von der Bildfläche zu verschwinden. In der Vergangenheit wurde bereits zweimal voreilig über den Tod Prigoschins berichtet. 2019 sollte er beim Absturz eines Frachtflugzeugs in Afrika, wo seine Wagner-Truppe aktiv ist, umgekommen sein. Im vergangenen Jahr wurde sein Tod im Osten der Ukraine vermeldet. Beide Male tauchte Prigoschin später lebend wieder auf. Zwar deutet die Indizienlage in diesem Fall nicht darauf hin, doch müssen Informationen aus Moskau generell mit einer Portion Skepsis betrachtet werden.

Ein Video soll den Absturz des Prigoschin-Flugzeugs zeigen: