Andreas Babler pocht also auf eine weitere Auszählung der Stimmen durch die Wahlkommission. Schaden kann das nicht, so werfen auch rund um die am Montag von Michaela Grubesa, Leiterin der SPÖ-Wahlkommission, präsentierten Zahlen Fragen auf.
Zur Erinnerung: Am Parteitag am Samstag war noch Hans Peter Doskozil mit 53 Prozent zum Sieger erklärt worden. Doch fehlte im offiziellen Ergebnis eine Stimme – darauf machte ZiB-2-Moderator Martin Thür auf Twitter aufmerksam. Nach dieser fehlenden Stimme wurde am Montag geforscht. Dabei wurde schließlich der verheerende Fehler entdeckt, dass die Stimmen für Doskozil und Babler überhaupt falsch zugeordnet worden waren.
Auf beiden Seiten plötzlich um eine Stimme mehr
Seltsam am neuen Ergebnis war dann aber auch, dass plötzlich jede der beiden Seiten eine Stimme mehr hatte als noch am Parteitag, während die Zahl der ungültigen Stimmen gleich blieb. Dabei hatte die Michaela Grubesa bei der Pressekonferenz am Nachmittag noch gemeint, dass die ursprünglich verloren gegangene Stimme eine ungültige gewesen sei. Die Zahl der ungültigen Stimmen blieb in dieser Auflistung jedoch bei fünf – so viele, wie bereits am Samstag ausgewiesen worden waren.
- Das am Samstag verkündete Ergebnis: "Es wurden 601 Stimmen abgegeben, gültig waren 596 Stimmen (also fünf ungültig). 316 der Delegierten votierten für Hans Peter Doskozil, auf Andreas Babler entfielen 279 Stimmen (46,81 Prozent)." (Hier die offizielle SPÖ-Aussendung vom Samstag)
- Das am Montag verkündete Ergebnis: "Von insgesamt 602 Stimmen gab es fünf ungültige. Auf Hans Peter Doskozil entfielen 280 Stimmen, das entspricht 46,51 Prozent. Auf Andreas Babler entfielen 317 Stimmen, das entspricht 52,66 Prozent." (Hier die offizielle SPÖ-Aussendung vom Montag)
- Zusammengefasst: Die fehlende und nun wieder "aufgetauchte" Stimme ordnete Grubesa in ihrer Darstellung den ungültigen Stimmen zu – doch hat sich deren Zahl gegenüber dem Wahltag nicht geändert (jeweils fünf). Dafür gibt es nun bei den Sieger- und den Verliererstimmen plötzlich jeweils um eine mehr. Das sind damit also um zwei mehr als am Samstag, während Grubesa am Montag von nur einer gefundenen Stimme sprach.
Dass Babler am Montag nicht in Jubel verfiel, sondern die Kommission aufforderte, noch einmal nachzuzählen, hat also Gründe. All das sollte sich am Dienstag klären. Wird Babler bestätigt, wird der neue Parteichef die Gremien einberufen lassen, bei denen auch das künftige Spitzenpersonal in Parteizentrale und Klub bestimmt werden soll. Dies war ursprünglich für Mittwoch geplant, könnte sich aber jetzt bis hinein in die kommende Woche verzögern.