Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, soll einem Zeitungsbericht zufolge der ukrainischen Regierung angeboten haben, die Positionen russischer Truppen preiszugeben, falls sich die Ukrainer aus der Region um Bachmut zurückziehen.
Söldner-Chef unter Verdacht
Das berichtet die US-Zeitung "Washington Post" unter Berufung auf Dokumente des US-Geheimdienstes. Prigoschin habe demnach gesagt, wenn die ukrainischen Befehlshaber ihre Soldaten aus dem Gebiet um die umkämpfte Stadt abzögen, würde er Kiew Informationen über russische Truppenstellungen geben, die die Ukraine nutzen könnte, um diese anzugreifen. Die Ukraine habe das Angebot abgelehnt. Der Bericht stützt sich auf geheime US-Dokumente, die laut der Zeitung der Chat-Plattform Discord zugespielt wurden. Das US-Präsidialamt reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.
Die "Washington Post" berichtete weiter, Prigoschin habe sich mit Vertretern des ukrainischen Militärgeheimdienstes in einem afrikanischen Land getroffen. Nachdem er zunächst ironisch ein Treffen mit dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes bestätigt hatte, dementierte er am Montag derartige Gespräche. "Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich in Afrika spätestens seit Ausbruch des Konflikts nicht mehr war, eigentlich sogar schon ein paar Monate vor Beginn der 'militärischen Spezialoperation' (so nennt Moskau seinen Angriffskrieg in der Ukraine) nicht mehr", sagte er auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes.
Das ukrainische Militär wertet indes den Vormarsch in Bachmut als den ersten Erfolg der Offensive zur Verteidigung der seit Monaten erbittert umkämpften Stadt im Osten des Landes. Der Einsatz gehe weiter, teilt der Kommandant der Bodentruppen, Generaloberst Olexandr Syrskyj, mit. "Der Vormarsch unserer Truppen Richtung Bachmut ist der erste erfolgreiche Offensiveinsatz zur Verteidigung der Stadt", erklärt er auf dem Telegram-Kanal des ukrainischen Militärs. "Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir auch unter solch extrem schwierigen Bedingungen vorrücken und den Feind vernichten können. ... Der Einsatz zur Verteidigung Bachmuts geht weiter. Alle notwendigen Entscheidungen zur Verteidigung wurden getroffen."
Russland hält nach ukrainischen Angaben an seinem Plan fest, die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut zu erobern. Dazu würden neue Angriffstruppen in die Außenbezirke der Stadt geschickt, teilt die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
Russische Flugabwehr schwächelt
Ein Drohnenangriff auf einen strategisch wichtigen Militärflugplatz im Westen Russlands hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste erneut Schwächen der russischen Flugabwehr aufgedeckt. Am 3. Mai hätten mehrere Drohnen das Flugfeld Seschtscha im Gebiet Brjansk attackiert und dabei vermutlich eine Transportmaschine vom Typ Antonow An-124 beschädigt, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. Die russische Führung sei wahrscheinlich besorgt, dass die Flugabwehr weiterhin gefährdet sei und wichtige strategische Einrichtungen wie Luftstützpunkte gefährdet sind.
Seschtscha liegt rund 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und ist nach britischen Angaben ein wichtiger Knotenpunkt für die russische Luftwaffe. Zudem würden von hier aus sogenannte Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine abgefeuert.