Wann startet die Pflegelehre?
Ab Herbst sollen die ersten Lehrlinge ausgebildet werden. Entsprechende Pilotprojekte sind an Berufsschulen in Oberösterreich, Niederösterreich und Vorarlberg geplant, jeweils eine Klasse soll es dort ab dem nächsten Schuljahr geben. Die praktische Ausbildung findet in Spitälern und Krankenhäusern statt, sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Mittwoch bei der Präsentation. Im Vollausbau soll es bis zu 1000 Lehrstellen geben, sagte Kocher. Zwei unterschiedliche Lehren sind vorgesehen: eine dreijährige Pflegekräfte, eine vierjährige Pflegefachkräfte.
Wer kann sich bewerben?
Die Lehre steht allen Menschen offen, die die Schulpflicht absolviert haben. Allerdings: Für die Arbeit mit Patientinnen und Patienten gibt es ein Mindestalter von 17 Jahren, das ist im Aufbau der Ausbildung auch berücksichtigt. Jugendliche sollen Schritt für Schritt an pflegerische Tätigkeiten herangeführt werden.
Was verdienen Pflegelehrlinge?
Das Lehrlingseinkommen wird kollektivvertraglich festgelegt, zur Anwendung kommt der Kollektivvertrag für Sozialwirtschaft. Für das erste Lehrjahr sind dort aktuell 829 Euro monatlich festgelegt, für das dritte 1253 Euro. Wer über 20 ist und die Lehre absolvierten möchte, kann außerdem um das Pflegestipendium ansuchen: Dieses beträgt 1400 Euro monatlich und wird vom AMS bezahlt.
Wie war die Ausbildung bisher geregelt?
Bisher konnte man sich in den Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege zum Pflegeassistenten bzw. -fachassistenten ausbilden lassen. Die Ausbildung dauerte ein bzw. zwei Jahre, konnte aber erst mit 17 Jahren begonnen werden. Zudem gibt es seit 2020 höhere und mittlere Schulen für Pflegeberufe, in denen man während der Schulzeit Praktika in Krankenhäusern und Pflegeheimen absolvieren konnte.
Gibt es Kritik an der Pflegelehre?
Ja, schon im Vorfeld sprach sich beispielsweise die Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, dagegen aus. Die Bundesregierung, erklärte sie, solle lieber die bestehenden Ausbildungsmöglichkeiten ausbauen, als ein neues Modell zu etablieren. Die Lehrlinge würden obendrein den bestehenden Personalmangel verschärfen, weil deren Begleitung arbeitsintensiv sei. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sagte heute, die Pflegelehre wäre eine unzureichende Antwort auf den Notstand in der Branche.