Eigentlich hat sich ihr Kurs bewährt: Seit 2019 gilt die Sozialdemokratin Mette Frederiksen als eine der beliebtesten Politikerinnen Dänemarks – und sie überzeugte ihre Landleute mit einer Strategie aus beiden Richtungen: Die 44-Jährige verkörpert sowohl linke Sozialpolitik als auch einen harten Kurs in der Asyl- und Migrationspolitik. Glaubt man den Umfragen, wird sie sich damit heute bei den vorgezogenen Parlamentswahlen auch als stärkste Einzelpartei mit Abstand den Wahlsieg sichern. Ob sie aber auch wieder Regierungschefin wird, ist keineswegs gewiss – beiden Parteiblöcken könnte eine Mehrheit fehlen, die Regierungsbildung könnte schwierig werden.
Frederiksen, mit deren Politik einst auch Sebastian Kurz oft auf ähnlicher Wellenlänge lag, erwies sich in der Coronakrise als fähige Managerin, musste letztlich aber wegen der sogenannten "Nerz-Affäre" vorzeitig wählen lassen: Auf dem Höhepunkt der Coronapandemie hatte die dänische Regierung die Tötung aller rund 15 Millionen Zuchtnerze im Land angeordnet. Damit sollte die Verbreitung einer auf den Menschen übertragbaren Form des Virus verhindert werden, von der befürchtet wurde, dass sie die Wirksamkeit künftiger Impfstoffe schwächen könnte. Frederiksen geriet unter Druck, weil sich später zeigte, dass für die Maßnahme die rechtliche Grundlage fehlte – diese wurde erst im Nachhinein geschaffen.
Im Wahlkampf ginge es nun stark um Probleme im Gesundheitswesen und um die Teuerung, die auch vor Dänemark nicht Halt macht. Migration aber spielte kaum eine Rolle. Das liegt offenbar gerade an den recht drastischen Migrationsplänen, die Frederiksen selbst geschmiedet hat. In Arbeit ist eine Vereinbarung mit dem ostafrikanischen Ruanda: In Dänemark ankommende Asylsuchende könnten demnach künftig nach Ruanda geflogen werden. Geprüft werden soll dort ihr Asylantrag, aber auch eine mögliche "Ansiedlung in Ruanda". Kritik an diesem Plan gibt es in Dänemark kaum.